Motorrad – eMMenreiter Reiseabenteuer auf alten MZ-Motorrädern Sun, 18 Dec 2022 12:12:11 +0000 de-DE hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.0.2 /wp-content/uploads/2015/03/reise-551a6390v1_site_icon-32x32.png Motorrad – eMMenreiter 32 32 MZ (oder: Emme) – Motorrad für die Weltreise /mz-motorrad/ Thu, 31 Aug 2017 15:09:14 +0000 /?page_id=121
MZ ETZ 250 in Westindien 2008 © emmenreiter.de

MZ ETZ 250 in Westindien 2008 © emmenreiter.de

Warum MZ ETZ 250?

…weil der Ritt darauf an sich schon ein Abenteuer ist. „Im hohen Norden Finnlands, unter der sengenden Sonne Afrikas, also unter den gegensätzlichsten Betriebsbedingungen, rollen die MZ-Motorräder zur Zufriedenheit ihrer Besitzer.“ lautet der erste Satz aus dem Vorwort im „Reparaturhandbuch für das MZ-Motorrad ETZ 250“ des VEB Motorradwerk Zschopau von 1981.

Wir brauchten zwei Motorräder für unsere erste große Asienreise 2008/2009. Sie sollten unkompliziert, zuverlässig und vor allem günstig sein. Micha erinnerte sich an seinen alten DDR-Kindheitstraum und kam auf die Idee, es mit der MZ ETZ 250 zu versuchen. Damals war es das beste und einzige Motorrad, das im Schaufenster stand. Mehr als 20 Jahre danach geht es gemeinsam in die weite Welt.

Die MZ, im Volksmund auch liebevoll Emme genannt, entpuppte sich schnell als ideales Motorrad für unsere Tour in den Himalaja und zurück: robuste und einfache Mechanik, reparaturfreundlich, höhentauglich, schlechte Straßen gewöhnt und geringe Ansprüche an die Benzinqualität. In vielen Ländern auf der langen Route ist MZ außerdem noch immer eine bekannte Marke und wird damals wie heute für ihre Alltagstauglichkeit “verehrt”. In Osteuropa, in der Türkei oder im Iran zum Beispiel haben wir die alten Motorräder aus Zschopau hin und wieder auf der Straße gesehen.
Als Reisegefährt ist die Emme ein echter Sympathieträger. Sie bescherte uns viele schöne Begegnungen. Und sie brachte uns an die schönsten, wildesten und entlegendsten Orte Asiens. Im April 2016 sind wir auf denselben MZ-Motorrädern wie 2008 in ein zweites Asienabenteuer gestartet – von Berlin bis tief in die Dschungel Südostasiens.

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Tipps zum MZ-Umbau

Tankaufkleber der MZ ETZ 250

Tankaufkleber der MZ ETZ 250 © emmenreiter.de

Die MZ ETZ 250 lässt sich gut für eine Reise durch abenteuerliche Länder und Riesengebirge präparieren. Vor unserer ersten langen Reise hatten wir zwei MZ-Motorräder – Baujahr 1987 und 1988 – für das Himalaja-Abenteuer fit gemacht: Motorrad-Umbauten an der MZ


MZ: Kult-Motorrad aus der DDR

MZ-Graffiti in Berlin-Friedrichshain

MZ-Graffiti in Berlin-Friedrichshain © emmenreiter.de

 


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Asienreise, die Zweite: Auszeit auf dem Motorrad /asienreise-2016-mit-mz-motorrad/ /asienreise-2016-mit-mz-motorrad/#comments Sun, 30 Jul 2017 20:00:06 +0000 /?p=3526 April 2016 – Wir reisen ab in ein neues Emmenreiter-Abenteuer. Unsere Motorräder, mittlerweile fast 30 Jahre alt, haben viel zu lange in der Garage gestanden. 16 Monate folgen wir jetzt unseren Reiseträumen quer durch das fantastische Asien – überland von Berlin bis Kambodscha und in der Transsibirischen Eisenbahn zurück nach Europa. Fast endet unsere zweite große Asienreise mittendrin. Zum Glück nur fast.

27 Reisegeschichten zum Durchklicken: Von Anfang bis Ende

  • Gute Reise!
    1 Abgefahren: Auf Landstraßen in den Balkan © emmenreiter.de
Galerie: Alle Bilder der Reise

Abenteuerfeeling: Unsere intensivsten Momente

Unsere Reise durch Asien war auch eine Reise durch die Gefühlswelt: von euphorisch bis verzweifelt, von glückselig bis tieftraurig, von überrascht bis enttäuscht. Es gab viele einzigartige Momente. Einige davon waren besonders intensiv:

Reiseroute: Berlin nach Asien und zurück

    Alle Reisegeschichten chronologisch nach Ländern

    Deutschland: Abreise 16. April 2016
    · Abgefahren: Auf Landstraßen in den Balkan
    Tschechien, Österreich, Slowenien, Kroatien, Bosnien-Herzegowina, Montenegro, Albanien

    · Albanien: Weit weg von Europa 
    Griechenland (Nord)
    · Augenblicke in Griechenland 

    Türkei
    · Quer durch Kleinasien

    Georgien
    · Zwischen den Welten 

    Russland (Südwest)

    · Durch Kalmückien zum Wolgadelta 

    Kasachstan (West)

    · Durststrecke: Von Kasachstan nach Karakalpakstan

    Usbekistan 

    · Neue alte Seidenstraße

    Kirgistan

    · Wunden lecken in Osch
    · Kirgistans Berge: Jurten, Seen und wilde Reiter

    · Vom Issyk-Köl zum Torugartpass 

    China (West)
    · Nie wieder China (mit eigenem Fahrzeug)

    Nordpakistan
    · Happy in Hunza
    · Von Nagar bis Wagah

    Nordindien
    · Goldener Tempel, Turban und Durga Puja
    · Von Kalkutta bis Kaziranga

    Myanmar
    · Einfach hinterherfahren

    Thailand (Nord)

    · Timeout in Nordthailand

    Laos

    · Mekong, Berge, Bombenkrater
    · Ho-Chi-Minh-Pfad: Emmenritt durch den laotischen Dschungel
    · Südlaos: Bolaven-Plateau, Champasak und Viertausend Inseln

    Kambodscha
    · Kurs auf Angkor und Tonle Sap
    · Über die Kardamomberge ans Meer

    Nepal
    · In Motorradstiefeln um den Manaslu

    Zentralmongolei
    · Zwischen Sonne und Schatten

    Russland (Sibirien)
    · In der Transsib nach Europa

    Ukraine, Rumänien, Slowakei, Tschechien, Deutschland: Rückkehr 12. August 2017
    · Durch die Walachei nachhause

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    Mongolei: Zwischen Sonne und Schatten /mongolei-mit-motorrad/ /mongolei-mit-motorrad/#comments Thu, 29 Jun 2017 09:35:38 +0000 /?page_id=12993 Sonne und Schatten in der Mitte der Mongolei © emmenreiter.de

    Sonne und Schatten in der Mitte der Mongolei © emmenreiter.de

    Sonne in Ulan Bator

    29. April 2017. In Ulan Bator scheint die Sonne. Ziemlich grell sogar. Kein Wunder, die Mongolei hat im Jahr angeblich 260 Tage blauen Himmel zu bieten. Es weht ein kühler Wind, als wir zusammen mit wenigen anderen Leuten aus dem unscheinbaren Gebäude des “Chinggis Khaan”-Flughafens an die frische Luft treten. Das Gelände ist alles andere als schick. Sogar hier kreuzen sich Schotter- und Sandwege. In der Mongolei ist die Steppe immer nur einen Steinwurf entfernt.
    Der Taxifahrer fährt uns wie ein wilder Hengst zum Hotel. An uns vorbei ziehen die bunt durcheinander gewürfelten Gebäudearten von UB (Ju Bie), wie viele Mongolen ihre Hauptstadt heute weltmännisch nennen: ein Kraftwerkmonster, neue und marode Wohnblöcke, flache Baracken, zweckmäßige Läden und Restaurants, verglaste Bürohäuser und sogar Jurten ­– kaum sichtbar hinter hohen, blickdichten Zäunen. Diese Stadt hat immer noch genügend sowjetischen Charme. Eine Fabrik versprüht den Duft von frischem Brot. An der Ampelkreuzung stechen zwei ältere Mongolinnen durch ihre traditionelle Kleidung aus den Fußgängern heraus. Die kräftigen Farben ihrer hochgeschlossenen, knöchellangen Seidenmäntel schimmern im Sonnenlicht. Die Frauen wirken darin, trotz ihrer wenig zierlichen Statur, so anmutig und elegant.

    Zentralmongolei: Auf Mustangs in die Steppe

    Um die Weite der Mongolei zu erfahren, steigen wir auf chinesische Motorräder um: zwei Mustang Shineray, 150 ccm. Viele Nomaden reiten darauf ebenfalls durch die Steppe. Jedenfalls werden wir in den nächsten vier Wochen mehr Mongolen auf einem klapprigen Motorrad, als auf dem Pferd sehen. In Ulan Bator steigt dagegen niemand auf ein Motorrad. Die Stadt wimmelt von Toyota Prius. Der Autoverkehr hat hier in den letzten Jahren so weit zugenommen, dass ein regelmäßiges Fahrverbot verhängt wurde: Je nach Endziffer auf dem Kennzeichen muss der Wagen an einem bestimmten Wochentag stehen bleiben.
    Nachdem wir alle Sachen für die Steppe besorgt und beide Motorräder beim Verleiher abgeholt haben, ändert sich plötzlich das Wetter. In der kältesten Hauptstadt der Welt fällt die Tagestemperatur von fast 30 Grad gegen Null. So ein Umschwung ist normal in der Mongolei, vor allem im Übergang vom Winter zum Sommer.
    Zwei Tage später satteln wir dann bei Sonne und angenehmen 13 Grad die Mustangs. Etwa 30 Kilometer hinter Ulan Bator geht die neue Asphaltstraße abrupt in eine staubige Piste über, die sich in alle möglichen Richtungen bis auf die Hügel am Horizont verzweigt. An meinem Lenker ist das Smartphone mit der Navi-App befestigt. Ich frage mich, wie hilfreich die App in der Steppe sein kann. Micha hat außerdem einen detaillierten mongolischen Straßenatlas an sein Motorrad geklemmt, der unter anderem anzeigt, wo wir sumpfiges oder sandiges Gelände zu erwarten haben.
    Irgendwie hatte ich heute am Tag der Abfahrt mit mehr Enthusiasmus gerechnet. Immerhin haben sämtliche Reiseberichte und Reportagen ein gigantisches Bild in unsere Köpfe gemalt – von der endlosen Weite der Mongolei, den freilaufenden Tierherden und hier und da auf dem Gras die weiße Jurte einer gastfreundlichen Nomadenfamilie. Stattdessen frage ich mich gerade, wie uns die Zweisamkeit in der mongolischen Steppe nach Monaten im quirligen Südostasien gefallen wird.
    Um uns herum macht sich eine Landschaft breit, die von einem langen harten Winter ausgedörrt ist. Wir folgen den Fahrspuren über das armselige Grasgeflecht, das mehr ocker als grün ist, und stoßen bald auf einen kleinen Ort, dessen Sandwege kreuz und quer um die Häuser verlaufen. Hier in Altanbulag wissen wir nicht, wohin wir weiterfahren sollen. Die Mongolei hat keine Wegweiser. Autospuren dafür umso mehr. Also fahren wir nach Himmelsrichtung ­– Südwesten. Bei 360 Grad freier Fahrt muss man sich irgendwie entscheiden. Die einzigen Hindernisse, die uns ausbremsen können, sind Viehherden, Erdwälle, Gräben, tiefer Sand, Gestein oder rutschige Flussläufe. Das ist ein Paradies für Offroadfahrer – sogar auf kleinen, chinesischen Motorrädern, wenn man von der halbherzig durchgeführten Wartung absieht.

    Steppe im Frühling

    Am zweiten Tag streifen wir die Gobi. Harte, trockene Grasbüschel halten dem Wüstenboden stand. Wir eiern mehrere Stunden durch die weichen Spuren im Zuckersand. Mein Sitzfleisch brennt, als wir nachmittags die Tankstelle in Buren erreichen. Wie viele mongolische Steppendörfer taucht der Ort plötzlich hinter einem Hügel auf. Mit den knallbunten Dächern in orange, pink, lila, grün und blau wirken sie wie ein Spielzeugdorf auf Sand und Gras ­– und wir sind erstaunt, auf wie viele dieser Dörfer wir treffen. Immerhin leben in der ganzen Mongolei weniger Leute als in Berlin und die meisten davon, etwa 70 Prozent, in Ulan Bator und anderen Städten.
    Zum Abend hin bauen wir in Sichtweite der Stromleitung, die heute die Weite durchzieht, das Zelt auf. Die Holzmasten werden uns am nächsten Tag die Richtung weisen.
    Als ich morgens nach dem Aufstehen den dampfenden Frühstückstee in unsere faltbaren Plastiktassen gieße, bekommen wir Besuch aus der etwa einen Kilometer entfernten Nachbarjurte. Der ältere Mongole steigt wortlos von seinem Motorrad. Er trägt den traditionellen Mantel, den er am Bauch mit einem goldgelben Tuch umwickelt hat. Unter dem sogenannten Deel gucken seine derben Lederstiefel hervor. Ich reiche unserem Besucher den frischen Tee und er setzt sich, immer noch schweigend, zu uns ans Zelt. Zwischendurch holt er ein kleines Fernglas hervor und sucht am Horizont nach den Pferden und Schafen. Seine Aufgabe ist es, die Tiere an die beste Grasstelle zu treiben. Dass so viele mongolische Viehhirten dies nicht reitend, sondern auf dem Motorrad oder sogar im Auto machen, liegt vielleicht daran, dass die Pferde vom Winter noch zu geschwächt sind. Auf jeden Fall ist es schneller und bequemer so.  Ihr Motorrad schonen die Nomaden dagegen nicht. In der Steppe liegen trostlose Metallteile herum, die davon abgefallen sind. In den ersten Tagen zählen wir vier abgebrochene Fußbremshebel, wie er auch an unserem Modell montiert ist.
    Der alte Nomade hat es nicht eilig. Wir laden ihn noch auf ein Spiegelei ein, bevor er davonfährt und wir unsere Jurte aus Ripstop-Nylon wieder im Gepäck verstauen.
    Obwohl nur noch eine Minderheit der Mongolen mobile Weidewirtschaft betreibt, passieren wir mehrmals am Tag eine Jurte. Allerdings führen die Wege nur selten direkt an den Filzbehausungen vorbei. Man muss sie schon gezielt anfahren, um die Familie zu besuchen – sofern die beängstigenden Wachhunde einen heranlassen. Auch wenn man hierzulande als Gast traditionell keinen Anlass braucht, tun wir uns schwer damit, grundlos an einer Jurte aufzutauchen. Was uns dazu noch verwirrt, sind die ernsten Gesichter der Einheimischen, denen wir in der Steppe begegnen. Nicht selten bleibt unser Winken und Grüßen unerwidert.
    Auf dem Weg zum buddhistischen Bergkloster Töwchön Chiid weckt uns in der Frühe das genüssliche Grunzen einer Yakherde, die grasend an unserem Zelt vorbeizieht. Wir kriechen nach draußen, begrüßen unsere friedlichen Besucher, waschen uns mit dem eisigen Flusswasser den Schlaf aus den Augen und genießen den sonnigen, windstillen Morgen. Ich liebe das Geräusch der zischenden Flamme am Campingkocher – sie sagt mir, dass es gleich duftenden Kaffee und leckeres Spiegelei gibt. Als wir später weiterfahren wollen, suhlt sich eine trächtige Yakkuh auf dem Boden und bringt vor unseren staunenden Augen ihr Kalb zur Welt. Die ganze Steppe ist derzeit voller Tierkinder. Fohlen, Kälber, Lämmer und Zicklein springen mit ihren langen dünnen Beinen ungehalten umher und versuchen, sich hinter ihren Müttern zu verstecken, wenn sie sich vor unseren Mopeds erschrecken.
    Ab Töwchön Chiid folgen wir dem Orchon-Fluss auf nördlicher Seite nach Karakorum – zu den Tempeln und Überresten der Hauptstadt des einstigen mongolischen Imperiums. Irgendwo müssen wir den Fluss überqueren, um die Stätte zu erreichen. Wir suchen eine Jurte auf, um nach der nächsten Brücke zu fragen. Nachdem wir uns mit den beiden Frauen und drei Männern dank Zettel und Stift über den besten Weg beraten haben, bitten sie uns noch auf eine Schale frischen Joghurts herein. Ihre Jurte ist pragmatisch eingerichtet. Neben dem Ofen in der Mitte steht ein kleiner Tisch mit Holzhockern auf dem mit Linolium ausgelegten Boden. Ringsum am Rand verteilen sich drei Betten. Dazwischen stehen ein Kühlschrank und eine Kommode – bestückt mit kleinem Flachbildschirm, Bildern und Abzeichen als das einzig dekorative in der Behausung. Strom kommt vom Solarkollektor.
    Nach drei Tagen in Karakorum, wo wir in einem Jurtencamp gewohnt haben, treffen wir bei der Weiterreise zur Abwechslung auf Asphalt. Trotz Wind von vorn düsen wir mit 70 km/h im Augenschein der Greifvögel dem Weißen See – Terkhiin Tsagaan Nuur – entgegen. Als wir eine Pause am Straßenrand machen, halten auch zwei jugendliche Mongolen im Deel mit ihrem Motorrad an, um uns zu grüßen. Nachdem wir unser Obst und Süßigkeiten mit ihnen geteilt haben, fahren sie ungewohnt fröhlich und winkend weiter. Leider merke ich auch gleich den Grund dafür. Als ich zurück auf mein Motorrad steige, sehe ich nämlich, dass das Smartphone nicht mehr am Lenker steckt. Da sind die beiden Diebe allerdings schon über alle Steppenhügel verschwunden.
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    Terkhiin Tsagaan Nuur: Holzofenzeit am weißen See

    An einem dunklen Vulkan vorbei holpern wir über eine ruppige Piste bis ans nördliche Ufer des Terkhiin Tsagaan Nuur. Der See ist zugefroren – eine weite weiße Fläche, die nur am Rand von blau schimmerndem Wasser eingeschlossen ist. Wir ziehen in eine der einfachen Jurten am Ufer ein, die das Ehepaar Batbold und Jargal außerhalb des Winters vermietet. Ihr vierjähriger Enkelsohn Annand läuft mit tiefroten Wangen bei Wind und Wetter spielend um die Jurten herum.
    In unserem neuen Zuhause auf Zeit wird das Wasser aus dem See geholt und abends bringt ein Generator für ein paar Stunden die Glühlampe im kleinen Holzhaus zum Leuchten. Dort befindet sich Jargals gemütliche Küche. Hier kocht sie über zwei kleinen Holzöfen. In einem Tuch auf dem Fußboden unter dem Regal liegt ein riesiges Stück Yakfleisch. An unserem ersten Abend hat sie daraus leckerstes Gulasch mit Reis, geröstete Kartoffelstreifen und Möhrensalat für uns zubereitet.
    Wir sprechen leider keine gemeinsame Sprache, aber die liebevolle Art, die Jargal und ihr Mann ausstrahlen, braucht keine Worte. Wir beschließen schnell, ein paar Tage bei ihnen zu verweilen. In der Zwischenzeit schlägt mal wieder das Wetter um. Ein dicke Wolkenschicht hat sich über den See und die Berge ringsum geschoben und sofort ist es frostig draußen. Schneeregen fällt auf unser Jurtendach. Die Hunde haben sich von außen an die Jurte gekuschelt und schneien langsam ein. Batbold bringt uns eine Kiste mit frisch gehacktem, duftendem Feuerholz und wir ziehen uns am 400. Tag unserer Asienreise an den heißen Blechofen zurück. Wir vertreiben uns diesen urgemütlichen Tag mit Tee aus der Thermoskanne und damit, regelmäßig einen neuen Scheit nachzuschieben. Micha pustet in die Ofenglut, bis das Holz knistert. Danach strömt ein neuer Wärmeschwall durch die kleine Jurte. Als kein Tageslicht mehr durch die Öffnung im Dach hereinfällt, zünden wir eine Kerze an. Am nächsten Morgen steige ich mit eiskalter Nasenspitze aus dem Schlafsack und trete gebückt durch die kleine Holztür nach draußen. Motorräder und Steppe sind eingeschneit. Bibbernd husche ich den langen Weg zum Plumpsklo. In Jargals Küche qualmt bereits das Ofenrohr und dampfende Schalen mit Milchtee und Milchreis warten auf uns.
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    Nordwärts zum Chöwsgöl Nuur

    Nach vier stillen Tagen am weißen See nehmen wir Kurs auf Norden. Das Gras entlang am tiefblauen Ider-Fluss ist saftig grün. Wir müssen unsere Vorräte auffüllen und machen einen Stopp in Dschargalant. Das Dorf ist malerisch gelegen. Seine kleinen Häusersiedlungen sind in Rechtecken aufgereiht und durch Holzzäune ordentlich abgesteckt. Vor den drei kleinen Läden in der Dorfmitte lungern betrunkene Männer herum. Während Micha draußen an den Motorrädern wartet, erledige ich den üblichen Einkauf: Trinkwasser, Brot, Eier, Kekse, Wurst, Nudeln und russische Gemüsesoße im Glas. Die wankenden Mongolen sind mir brabbelnd in den Laden gefolgt und starren zusammen auf mein Geld, als ich bezahle.
    Je weiter wir nach Norden vordringen, desto bergiger und waldiger wird die Mongolei. Die Pisten bis zur Kleinstadt Mörön führen uns gleich über mehrere Pässe und die Mustangs reiten artig über alle Untergründe hinweg. Ich bin außerdem begeistert von der Navi-App, die viele der Autospuren im Gras als Route erkennt.
    Als wir am zweitgrößten See des Landes, dem Chöwsgöl Nuur, ankommen, treffen wir auch hier auf eine Eisdecke. Allerdings ist der nächste Tag mit über 30 Grad so ungewöhnlich warm, dass nachmittags nur noch unzählige filigrane Eisstückchen als glitzernder, wiegender Teppich auf dem Wasser schwimmen. Ihr zartes Klirren kündigt wahrscheinlich einen frühen Sommer an.
    Der Rückweg nach Ulan Bator führt uns bald durch das weite, wunderschöne Orchon-Tal. Kurz vor Ogii Nuur müssen wir den großen Fluss noch einmal überqueren. Die einzige Brücke weit und breit ist leider eingestürzt. An der handbetriebenen Seilzugfähre ganz in der Nähe hat der Fährmann leichtes Spiel und verlangt natürlich einen unanständigen Preis von uns. Knirschend beißen wir in den sauren Apfel und ich will ihn nach der Überfahrt wenigstens zur Rede stellen. Da tobt er sofort vor Wut und lässt sich nicht beruhigen. Er entreißt meinen Zündschlüssel und schnaubend wie ein Ochse versucht er, unsere Motorräder zurück auf die Fähre zu zerren. Das Gerangel droht zu eskalieren. Irgendwann schaffen wir es, zu entkommen. Geschockt und wütend fahren wir so weit es geht weg von hier und bauen später völlig ermattet kurz vor Gurvanbulag das Zelt auf.
    Zum Sonnenuntergang treibt ein Hirte auf dem Moped um uns herum seine Schafe ein. Er schlägt dabei mit einer leeren Plastikflasche auf den Lenker und scheucht die Tiere mit jauchzenden Schreien auf. Hoffentlich lässt der uns in Ruhe, denken wir. Aber natürlich stattet er unserer Jurte einen kurzen Besuch ab. Gott sei Dank versprüht er sofort eine positive Energie. Als wir später im Schlafsack liegen, hören wir nochmal ein Motorrad durch die Dunkelheit heranfahren. Jetzt hat der strahlende Hirte auch noch seine hübsche Nachbarin mitgebracht und beide überreichen uns im Schein der Taschenlampe ein Weckglas mit selbstgemachter Sahne als Schlummertrunk. Mit den Mongolen ist es ähnlich wie mit dem Wetter – mittags schlägt dir ein Sandsturm ins Gesicht und am Abend überraschen dich herrliche Sonnenstrahlen.
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    Mongol Els: Versunken im Wüstensand

    29. Mai 2017. Trotz einer guten Nacht hat uns beim Aufstehen die Müdigkeit immer noch im Griff und wir hoffen heute auf einen weniger anstrengenden Tag. Gleich hinter Gurvanbulag ist die Piste wieder staubtrocken. Wir ahnen allerdings nicht, dass wir nun 50 Kilometer lang durch Sand reiten müssen. Die Route führt quer durch eine kleine Wüste – parallel zur Mongol Els, das flächenmäßig größte Sanddünengebiet der Mongolei. Manchmal ist der Sand so tief, dass das Hinterrad einsackt oder das Motorrad zur Seite kippt. Wütend denken wir ans Umkehren, aber da haben wir uns schon durch ein Drittel der Strecke gequält. Es ist schweißtreibend in den Motorradklamotten. „Ich habe Zuckersand schon als Kind auf dem Fahrrad verflucht!“ platzt die Anstrengung aus mir heraus. Wir treiben die Mustangs weiter vorwärts – solange, bis die Wüste plötzlich auf einen mit saftig grünem Gras umgebenen See trifft. Wir sehen in der Ferne Kamele über das Wasser laufen. Das könnte eine Fata Morgana sein. Hinter diesem herrlichen Grünstreifen, der tatsächlich da ist, lassen wir uns direkt an einer großen Düne in einem Jurtencamp nieder. Es ist, als hätten wir eine traumhafte Oase erreicht. Micha steigt aus seinen Motorradstiefeln und rennt wie ein kleiner Junge barfuß über die bizarren Sandberge. Mir sind die Dünen heute scheißegal. Ich bin erschöpft.
    An dem Abend, bevor wir die letzten 280 Kilometer auf Asphalt nach Ulan Bator zurückfahren wollen, stellen wir fest, dass Michas Motorrad endgültig seinen Geist aufgegeben hat. Seitdem wir in der Steppe unterwegs sind, ist der Motor immer wieder schlecht angesprungen. Alle technischen Versuche, das Ding zu starten, laufen heute ins Leere. Selbst die beiden mongolischen Mechaniker, die sich ehrgeizig daran versuchen, scheitern. Micha stellt fest, dass das Öl im Motor nach Benzin riecht. Es muss irgendwo ein Leck am Kolben sein. Wir entscheiden uns dafür, gleich beide Mustangs auf einen Laster zu verfrachten. Die hilfsbereite Chefin des Camps telefoniert im nächsten Dorf herum und findet am späten Nachmittag schließlich Leute, die auf dem Weg in die Hauptstadt sind und uns mitnehmen würden.
    Wir sind froh, als alles im kleinen LKW verstaut ist und wir beide ins Auto steigen, das dem Lastwagen folgt. Nach einer halben Stunde biegt der Tross aus drei Männern, drei Damen und unsereins von der Asphaltstraße in die Steppe ab, um noch zwei Schafe zwischen die Motorräder zu stopfen. Vorher saugt einer der Männer das Benzin aus meinem Motorradtank ab. Ansonsten würden später die Schafe angeblich nicht schmecken. Ich habe von Anfang an kein gutes Gefühl mit diesen Leuten und bin froh, wenn wir endlich in Ulan Bator aussteigen können.
    Als wir gegen Mitternacht am Rande der Hauptstadt vor dem Hoftor des Motorradverleihers aussteigen, kritzelt einer der Bande grinsend eine Zahl in den Sand, noch bevor wir unser Gepäck und die Mustangs abladen können. Die verlangen auf einmal mehr Geld, als wir per Handschlag vereinbart hatten. Die Chefin des Motorradverleihs versucht, dagegen zu halten. Sofort entflammt ein lautstarker Streit auf Mongolisch. „Die werden nicht verschwinden, bevor sie das Geld haben!“, sagt sie irgendwann. In den letzten Jahren sei es regelrecht zum Volkssport geworden, auf diese Weise Geld zu erpressen.

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    Am Abend des 5. Junis verlassen wir die Mongolei mit gemischten Gefühlen. Trotz enttäuschender Momente sind wir froh darüber, das Land authentisch erlebt zu haben. Jetzt sitzen wir im Zug nach Sibirien, haben genug Zeit, alles wirken zu lassen und an die schönsten Momente zu denken.

    > So geht`s weiter: In der Transsib nach Europa
    < Vorherige Reisegeschichte

    Die ganze Reise im Überblick – mit Route, allen Reisegeschichten und Bildern:
    Asienreise, die Zweite: Auszeit auf dem Motorrad

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    Myanmar: Einfach hinterherfahren /myanmar-mit-eigenem-motorrad/ /myanmar-mit-eigenem-motorrad/#comments Mon, 02 Jan 2017 13:31:36 +0000 /?page_id=10306 Myanmar: Mädchen mit Thanaka

    Typisch Myanmar: Lächelnde Gesichter – die Haut mit einer pflanzlichen Paste geschützt © emmenreiter.de

    Geführte Touristen

    31. Oktober 2016. Ein warmer, sonniger Morgen im äußersten Zipfel Indiens. Gestern haben die Hindus das Lichterfest Diwali gefeiert. Vor unserem Gasthaus wurden etliche Kerzen und Lampions aufgestellt. Sogar ein Feuerwerk knallte über Moreh. Tom, Micha und ich stehen jetzt mit den Motorrädern pünktlich vorm Schlagbaum am Ende der orange-gelb eingestaubten Straße des kleinen Grenzortes. Die üppige Landschaft da drüben gehört bereits zu Myanmar – Jahrzehnte lang hatte die verschlossene Militärdiktatur den Überlandweg von Indien nach Südostasien versperrt. Erst seit drei Jahren dürfen Ausländer wie wir diese Landesgrenze überqueren. Sofern sie wegen Anschlägen und Schießereien seitens rebellierender Gruppen gegen die Regierung und ihre Armee nicht gerade geschlossen ist – wie zuletzt vor etwa vier Wochen.
    Einziger Haken ist, dass wir – nicht aus Besorgnis um uns, sondern aufgrund unserer motorisierten Reisegefährte – nur im Rahmen einer gebuchten Tour und mit staatlichem Aufpasser durch Myanmar fahren dürfen. Etwa hundert Dollar pro Tag muss jeder von uns Dreien für die Self-drive Border Crossing Tour hinblättern, die uns in zwei Wochen bis an die thailändische Grenze im Südosten des Landes bringt. Uns erscheint dieser Guidezwang auch hier sinnlos. Vor etwa einem Jahr hatten Micha und ich uns in den Flieger nach Myanmar gesetzt, zwei Motorräder in Mandalay geliehen und sind darauf drei Wochen lang ungehindert umhergekurvt – das hatte niemanden interessiert. Auf unseren Emmen müssen wir diese Freiheit nun an den Nagel hängen. Tom sieht es gelassen und freut sich: „Wir brauchen uns endlich mal um nichts zu kümmern!“

    Über 71 Brücken musst du gehn

    Und da kommt er nun am Schlagbaum auf uns zu: unser Touristenführer namens Kyaw – ein großes Banner von der Reiseagentur vor sich hertragend. Er ist jung, gut gelaunt, seine dunklen Haare hat er gestylt. Das schneeweiße Oberhemd, über das er den traditionellen burmesischen Wickelrock am Bauch verknotet hat, sitzt perfekt. Kyaw und zwei weitere Männer – der Fahrer des Begleitwagens sowie der Aufpasser, den die Tourismusbehörde geschickt hat – strecken uns nacheinander lächelnd ihre Hand zur Begrüßung entgegen: „Mingalaba!“
    Nachdem die Einreiseformalitäten für uns erledigt wurden, fahren wir der Crew in ihrem ockerfarbenen Toyota-Van hinterher – zuerst ich, dann Micha, dann Tom. In Myanmar wird wieder rechts gefahren. Auf der Heckklappe des Vans klebt ein Sticker in Hasenform.
    Als wir in der Kleinstadt Tamu hinter der Grenze anhalten, um Geld zu tauschen, ist sofort zu merken, dass wir Indien verlassen haben. Niemand drückt mehr auf die Hupe. Kein Müll an Straßenrändern und in Ecken. Restaurants und Läden wirken aufgeräumter. Die Gesichter, die uns im Vorbeifahren zulächeln, sind mit Thanaka, einer hellen Paste aus Baumrinde, bestrichen und verziert. Ein außergewöhnlicher, schöner Anblick. Viele Mädchen und Frauen tragen zudem einen Zweiteiler mit einem anschmiegsamen Oberteil und schmalem, knöchellangen Rock. Die Stoffe schimmern in kräftigen Farben. Sie wirken elegant darin.
    Auf einer ruhigen Landstraße mit sagenhaften 71 kleinen Holz- und Stahlbrücken rollen wir in den Nordwesten Myanmars ein – die Welt ist hier himmelblau und saftiggrün. Wir überholen einen LKW mit einem Elefanten auf der Ladefläche, dessen großer Hintern leicht hin und her wankt. Nicht mehr lange, dann tauchen in der urwüchsigen Tropenlandschaft ringsum auch die ersten vergoldeten Pagoden auf, die nirgends authentischer wirken, als in Myanmar. Die Burmesen sind tief gläubige, konservative Buddhisten. Jedes Milligramm Gold, so scheint es, wird Buddha gewidmet.
    Am ersten Abend unserer geführten Tour schrauben wir in Kalay die Alukisten von den Motorrädern und laden das Gepäck in den Van um – jede Emme ist jetzt etwa 60 Kilo leichter. Auf der zweiten Etappe merken wir allerdings sehr schnell, dass es sich unbequem fährt. Die hinteren Stoßdämpfer sind ohne das Gewicht der Koffer viel zu straff. Auf der holprigen Straße rüttelt daher jede Unebenheit an unseren Körpern. „Today we will arrive in the dark,“ bereitet uns Kyaw auf einen langen Fahrtag vor. „But the road will be very good at the end.“ Abends werden wir merken, dass sein und unser „gut“ weit auseinander liegen.
    Die schwüle, warme Luft macht mich schnell müde. Nach den ersten Stunden auf der Emme würde ich am liebsten in den Van wechseln und dort vor mich hindösen. Nachmittags windet sich unsere kleine Karawane Kilometer für Kilometer durch die Berge. Die Fahrt kommt mir unaufhörlich vor. Zwischendurch überrascht uns ein riesiger doppelter Regenbogen.
    Als sich so gegen halb sechs das Sonnenlicht verabschiedet, hockt mein mittlerweile tauber Hintern immer noch auf der Sitzbank. Bald höre ich, wie aus der schwarzen Luft auf einmal etliche Insekten an meiner Jacke und an meinem Visier zerschmettern. Frösche springen vor den Lichtkegel meiner Emme auf die Straße und riskieren leider, überrollt zu werden. Nach zweieinhalb Stunden in der Dunkelheit nähern wir uns den Lichtern von Monywa. Endlich absteigen, nett Abendessen und aufs Bett fallen lassen. Mit so guten Hotels, an denen wir abgeladen werden, hatten wir echt nicht gerechnet. Heute schimmert da sogar ein netter Pool, aber wir sind zu k.o., um darin zu baden.

    Bitte anhalten!

    Nach dem Frühstücksbuffet geht die Reise weiter. Heute bis Mandalay. Auf dem Weg dorthin hat Kyaw noch einen Abstecher zur zweitgrößten Buddha-Statue der Welt auf dem Programm – ein goldener Wolkenkratzer in Buddhaform, könnte man sagen, der schon von Weitem aus der Landschaft ragt. Andere Touristen sind an dieser heiligen Pilgerstätte kaum zu sehen.
    In Mandalay und den Hotspots Bagan und Inle-See legen wir jeweils einen Tag Fahrpause ein. Das ist auch gut so. Mein wachsendes Bedürfnis, zu verweilen, kann ich kaum unterdrücken. Micha geht`s ähnlich. So schnell den Ort zu wechseln, entspricht einfach nicht unserem Reisetempo.
    Wenn mal kein Motorradfahren angesagt ist, plumpsen Tom, Micha und ich in die weichen Sitze des Vans und lassen uns zu den Sehenswürdigkeiten chauffieren. Der staatliche Aufpasser – Kyaw nennt ihn schlicht the officer – ist immer mit an Bord. Still und unaufdringlich. Alle fragen sich, worüber er später berichten muss. Von dem, was Micha und Tom so aktiv bereden, versteht er jedenfalls kein Wort. Da geht`s fast immer um Autos und Motorräder. Warum unsere MZs immer noch stark qualmen und vor allem mein Motorrad schlecht läuft, bleibt allerdings ein Mysterium. Das drückt auf die Stimmung.
    Am Inle-See gehört ein Bootsausflug zu unserem Touriprogramm. Bei unserem Myanmar-Urlaub vor einem Jahr wollten Micha und ich auf keinen Fall in so ein langes Holzboot steigen, das mit lautem Motorknattern und einer riesigen Wasserfontaine am Heck über den See jagt und dessen Idylle zerfetzt. Tja, und nun sitzen wir drin und düsen über das Süßwasser, das in der Sonne glitzert. Vorbei an schwimmenden Gärten geht es zur Hpaung Daw U Pagode inmitten des Sees, danach zur Silberschmiede und dann zur Lotusseiden-Weberei auf Stelzen. Auch wenn der Tourismusboom der letzten Jahre die ursprüngliche Atmosphäre vor Ort beeinträchtigt hat: Die besondere Verbundenheit der Menschen mit ihrem See ist immer noch da. Nicht jeder der berühmten Einbeinruderer ist nur zur Show auf dem Wasser.
    Ein neuer Fahrtag steht an und wir folgen dem Hasenaufkleber. Den letzten Feierabend haben die Jungs damit verbracht, die Stoßdämpfer an den Emmen auf Ein-Personen-Betrieb umzustellen. Das war etwas aufwändig, da der Verstellmechanismus durch unsere speziellen Kofferträger verbaut ist. Aber nun rollen die MZs wieder deutlich komfortabler über den oft buckeligen Asphalt.
    Ab und an trennt sich unsere Karawane und wir treffen unsere Begleiter irgendwo am Straßenrand wieder. Die Reise geht nun immer Richtung Süden weiter – durch die künstliche Hauptstadt Naypyidaw, nach Yangon mit seiner wunderschönen Shwedagon-Pagode und zum Kyaiktiyo, dem scheinbar schwebenden Goldfelsen. Da Motorräder in Yangon verboten sind, müssen wir die Emmen und Toms BMW auf dem Hof einer kleinen Polizeistation weit vor der Stadt zwei Nächte lang alleine lassen.
    Auf unserer Fahrt durch Myanmar kommen wir immer wieder an Lastwagen mit tanzenden Leuten und gewaltigen, ohrenbetäubenden Lautsprechertürmen auf der Ladefläche vorbei. Die Musik wummert, überschreit sich schmerzhaft und ist beim Vorbeifahren trotz Helm kaum auszuhalten. Es sei die Zeit der Klosterspenden, erklärt uns Kyaw den akustischen Wahnsinn. Nach der Regenzeit bringen die Burmesen den unzähligen Mönchen körbeweise Essen, Gegenstände des alltäglichen Bedarfs und Geld vorbei. Auf dem Rückweg wird dann lautstark gefeiert. In keinem anderen Land Südostasiens sollen die Leute soviel für ihre buddhistischen Klöster hergeben wie in Myanmar. Es ist das Land des Gebens und das Land des Lächelns und mal wieder stelle ich mir die Frage, warum die Menschen hier so sind, wie sie sind.

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    Schattenseiten

    Am letzten Abend unserer Tour drehen Tom, Micha und ich in Mawlamyine noch eine gemütliche Runde im beleuchteten Hotelpool, bevor es morgen nach Thailand rübergeht. Sorgen müssen wir uns keine mehr machen: Die neuerdings geforderten Einreisegenehmigungen für die Motorräder haben wir vor ein paar Tagen per E-Mail erhalten und alles fein säuberlich in Farbe ausgedruckt.
    Als geführte Touristen hatten wir in Myanmar mehr Spaß als gedacht, auch wenn die tagelange Fahrerei schnell anstrengend wurde und ein tieferer Einblick ins Land kaum möglich war. Micha und ich sind uns einig, dass wir die Motorräder ab morgen Abend erstmal eine Weile stehen lassen. Mit dem herrlichen Gedanken an Faulenzen in Thailand legen wir uns ins große, weiche Bett und schalten die Nachttischlampe aus.
    Nachts gegen zwei Uhr werde ich vom Grummeln in meinem Bauch geweckt. Micha ist da bereits im Bad verschwunden und ich kann sein Kotzgeräusch hören. Ab jetzt wechseln wir uns mit dem Gang zur Toilette ab. Als es hell wird, sind wir beide ausgelaugt. Das letzte Stück Energie habe ich eben im Klo heruntergespült. „Scheiße, ich kann heut kein Motorrad fahren!“ nuschel ich in mein Kopfkissen. Wir fragen uns, ob es Tom auch erwischt hat. Micha fasst nach dem Handy neben dem Bett, um ihm eine Nachricht zu schicken. Plötzlich bricht bei Micha der Schweiß aus. Sein Gesicht ist noch weißer als vorher, seine Augen starren geschockt und er zittert. Ich bekomme richtig Angst und gucke auf sein Telefon. „Vater gestorben“ steht da.
    Die gebrochene Nachricht kommt aus der Ukraine, wo Michas Papa die letzten Jahre die meiste Zeit gelebt hat. Das kann nicht stimmen! Vor ein paar Tagen noch hatte Micha mit ihm telefoniert. Nach Kirgistan wolle er nächstes Jahr gerne reisen, sagte sein Papa da – inspiriert durch unsere Erlebnisse. Wie fremdgesteuert ziehen wir uns an, laden unten vorm Hotel die Taschen in den Van und steigen für die letzte Myanmar-Etappe auf die Emmen. Bis heute Abend müssen wir alle Gedanken beiseite schieben.
    Tom hatte noch gut gefrühstückt, aber mittlerweile geht es ihm auch nicht mehr gut. Ich selbst spüre mein Fieber, die Müdigkeit und Gliederschmerzen. Nach 80 Kilometern geht`s nicht mehr: „Kyaw muss mein Motorrad übernehmen!“ stöhne ich. Und er lässt sich zum Glück nicht zweimal bitten. Ich kann mich nur noch ins Auto fallen lassen und frage mich heulend, woher Micha die Kraft nimmt, weiterzufahren. Am Nachmittag haben wir Thailand erreicht und verabschieden uns von den drei Jungs, die uns so zuverlässig und durchweg freundlich durch ihr Heimatland begleitet haben. Wir erledigen, was zu erledigen ist, und steuern gleich hinter der Grenze das Hotel in Maesot an. Schade, dass die Zeit in Myanmar so traurig endet. Am nächsten Tag steigt Micha in den Flieger, um sich zu verabschieden.

    > So geht`s weiter: Timeout in Nordthailand
    < Vorherige Reisegeschichte

    Die ganze Reise im Überblick – mit Route, allen Reisegeschichten und Bildern:
    Asienreise, die Zweite: Auszeit auf dem Motorrad

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    Nie wieder China (mit eigenem Fahrzeug) /china-transit-2016/ /china-transit-2016/#comments Mon, 26 Sep 2016 12:06:56 +0000 /?page_id=9720 Führerschein für China

    Drei Tage lang gültig: Unser chinesischer Führerschein © emmenreiter.de

    Wie ätzend

    6. September 2016. An unserem letzten Abend in China falle ich nach zehn Stunden auf der Emme erledigt auf`s harte Hotelbett in Tashkurgan. „Wie soll ich später bloß diese Woche in China beschreiben…“ denke ich laut. „Schreib ruhig, wie ätzend es ist!“ platzt es aus Micha heraus.

    „Today they changed the rules.“

    Torugartpass, 1. September, morgens um 10:54 Uhr. Unser uigurischer Begleiter Abdul wartet bereits am chinesischen Grenztor, als wir pünktlich dort anhalten. „Nice to see you again„, begrüßt er uns zügig und verschwindet dann im Wagen mit Fahrer. Brav folgen wir unserem Begleitauto – sechs Kilometer bis zum ersten Checkposten, wo junge Soldaten Papiere und Gepäck kontrollieren. Nach rund 70 Kilometern entlang an dunklen Bergen dann ein zweiter Checkposten: „Please show them your passports.“, bittet uns Abdul. Weitere 35 Kilometer später halten wir vor einem Gelände, auf dem die eigentliche Grenzabfertigung stattfindet. Abdul lässt uns stehen und schweigt.
    Nach ungefähr einer Stunde tut sich endlich etwas. Die Herren der Quarantäne haben ihre Mittagspause beendet und setzen nun einen lustigen Automaten auf unsere Motorräder an. Nachdem dieser die eingestaubten Emmen mit einer wasserähnlichen Flüssigkeit betröpfelt hat, dürfen wir hundert Meter bis auf das eingezäunte Gelände der Immigration weiterrollen. Der soeben ausgestellte Quarantänezettel ist die Eintrittskarte.
    Wir betreten das Immigrationsgebäude und sofort hält uns eine Uniformierte ein elektrisches Fieberthermometer zwischen die Augen. Dann scannt man unsere Reisepässe ein und stempelt die Visa ab. Ein Zöllner durchwühlt nochmals unsere Taschen. „Sind wir fertig hier?“ fragen wir Abdul hoffnungsvoll, der nur mit uns spricht, wenn wir ihn etwas fragen oder etwas von uns verlangt wird. „Today they changed the rules,“ lautet seine Antwort. Das hört sich schlecht an. Ausländische Fahrzeuge müssten an der Grenze ab sofort auch fotografiert werden. Erst dann dürfe der Zoll sie freigeben, so Abduls Erklärung. Dass es dafür heute Nachmittag schon zu spät sei, war natürlich klar. Der Zoll zwingt uns tatsächlich, die Emmen kostenpflichtig auf dem Gelände abzustellen. Wir stopfen kopfschüttelnd möglichst viel Gepäck in unseren Begleitwagen und fahren darin nach Kaschgar nur noch 60 Kilometer trennen uns vom Hotel. Bevor wir dort ankommen können, stehen wir am Stadtrand noch über zwei Stunden lang im Stau. Abdul macht sich gar nicht erst die Mühe, uns darüber aufzuklären, das jedes Fahrzeug, das nach Kaschgar einfährt, standardmäßig durch eine Sicherheitskontrolle muss.

    Ankunft in Kaschgar City

    Kaschgar ist nach wie vor mehrheitlich von Uiguren bewohnt – eine muslimische Volksgruppe mit mongolischem und türkischem Hintergrund. Allerdings werden ihre ursprünglichen Stadtgebiete im Auftrag der chinesischen Regierung seit Jahren abgerissen, um Hochhäuser zu errichten. An den Straßenrändern sind alte und mit herrlichen Schnitzereien verzierte Holztüren und Fensterrahmen aufgereiht, die aus den staubigen Ruinen gerettet wurden.
    Wir nähern uns auf langen, dreispurigen Straßen dem Zentrum der Stadt. Große chinesische Schriftzeichen prangen an unschönen Neubauten. Die berühmte Seidenstraßenstätte ist in wenigen Jahren planmäßig zu einer City herangewachsen, die an großen Kreuzungen von chinesischen Panzern und Soldaten mit Maschinengewehren im Anschlag überwacht wird. An jeder Ecke entdecken wir Videokameras.
    Wir steigen am Hotel aus und die Sonne verschwindet gerade langsam hinter den hohen Häusern. Leckere Gerüche von Gewürzen und Essen strömen in unsere Nasen. Wir sind froh, dass kleine Krämerläden, Gemüsestände und Garküchen noch nicht vollständig verdrängt wurden.

    Geburtstag auf dem Viehmarkt

    Am nächsten Tag befreien wir nach langem Warten auf irgendwelche Zettel endlich die Motorräder aus dem Zoll. Danach lässt uns Begleiter Abdul erstmal in Ruhe, denn die chinesischen Behörden haben Wochenende.
    Es ist Sonntag, der 4. September. Micha hat Geburtstag und er wünscht sich einen Ausflug auf den berühmten Viehmarkt, wie ihn die Uiguren seit weit über tausend Jahren stattfinden lassen. Der Platz dafür befindet sich am nordöstlichen Rand von Kaschgar. Hier wartet ein sonniger, herrlicher Vormittag auf uns – voller Gewusel und Staub, röhrender Kamele, riesiger Yaks, meckernder Ziegen, blökender Schafen und schnaubender Ochsen. Wir beobachten die traditionell schwarz-weiß gekleideten Männer mit ihren viereckigen Kappen auf dem Kopf beim Handeln. Dabei müssen wir ordentlich aufpassen, dass wir nicht in die Scheiße treten, von Hörnern gepiekst werden oder die Vierbeiner auf unsere Zehen trampeln.
    Am Rande des Geschehens hängt frisch geschlachtetes Vieh zum Verkauf aus. Wir hören das Geräusch der funkenschlagenden Schleifsteine, auf denen die Fleischer ihre Messer schärfen. Dazwischen steigt überall Dampf aus dunklen Garküchen in den Himmel. An kleinen Holztischen stärken sich die Männer nach einem hoffentlich guten Viehgeschäft mit gebratenen Fleischspießen, gefüllten Teigtaschen oder ihrem Leibgericht Laghman. „Genau so hab ich mir das vorgestellt!“ freut sich Micha über die volle Dosis Alltagskultur und verschwindet mit dem Fotoapparat für eine Weile zwischen Kamelen und Yaks.

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    Laminiertes Souvenir

    Montagmorgen um 7 Uhr. Ein Klopfen reißt uns aus dem Schlaf. Vor der Hotelzimmertür stehen ein junger Uigure und ein junger Chinese: „Good morning, Mister. We need to pick up your driving permits.“ Abdul hat sie geschickt und uns nicht vorgewarnt.
    Nicht gerade gut gelaunt ziehen wir uns an und steigen auf die Motorräder. Wir folgen dem Auto, das uns fast fünfzig Kilometer in irgendeine Kleinstadt entführt. Dort halten wir auf einem Hof an, der dem einer Hinterhofwerkstatt ähnelt. Hier warten wir, solange irgendwer mal wieder die Daten unserer Motorräder prüft. Danach heißt es, weiterfahren – zum nächsten Verwaltungskomplex. Dann wieder warten – draußen in der Hitze. Hoffentlich erledigt sich der heutige Papierkram noch vor der amtlichen Mittagspause!
    Nach einer weiteren Stunde kommt der junge Chinese mit einem Umschlag aus der Behörde zurück. Freundlich und sichtlich erleichtert überreicht er uns chinesische Nummernschilder und die temporären Führerscheine – so viel Aufwand für ein laminiertes Souvenir, das gerade mal drei Tage gültig ist! Übrigens hat uns diese Woche China wegen des bürokratischen Wahnsinns fast halb so viel gekostet wie die ganze bisherige Reise (20 Wochen).

    Tashkurgan: Nur noch einmal schlafen

    Wir sind in Tashkurgan, dem letzten Ort vor dem Khunjerabpass, der uns nach Pakistan führt. Über zehn Stunden lang waren wir heute für nicht mal 300 Kilometer von Kaschgar bis hierher unterwegs. Da der Karakorum-Highway auf chinesischer Seite momentan erneuert wird, sind wir davon 70 Kilometer lang abwechselnd über eine staubige und modderige Offroadpiste geeiert. An vier  Kontrollstationen mussten wir uns in die Warteschlange einreihen. Irgendwann hatten wir einfach keinen Bock mehr.
    Ich erkenne Tashkurgan kaum wieder. Vor acht Jahren war da eine kleine Stadt in der schönen Landschaft des Karakorumgebirges, bewohnt von Tadschiken in traditioneller Kleidung. Es gab nur ein einziges Hotel. Heute führen neue und viel zu breite Straßen in den Ort hinein, der einst durch eine alte, hohe Steinmauer eingegrenzt war. Dabei passiert man abstoßende Gebäude aus Beton. Micha und ich sind enttäuscht – Tashkurgan ist zu einer geschmacklosen Stadt verschandelt worden. Die alte Seidenstraße hat man gnadenlos wegasphaltiert.
    „Morgen sind wir endlich in Pakistan!“, nuschel ich erleichtert vor mich hin und schlafe abends nach dem zähen Emmenritt sofort ein. Bevor wir China am nächsten Morgen verlassen dürfen, müssen wir auf dem Grenzgelände in Tashkurgan noch eine letzte Gepäckkontrolle über uns ergehen lassen. Danach warten wir draußen auf dem großen Betonhof in der heißen Sonne darauf, dass wir zusammen mit mehreren pakistanischen Bussen die Stadt im Konvoi verlassen dürfen. Erst als alle Passagiere ihre unzähligen Koffer, Kartons, Säcke, riesigen Gepäckbündel und sogar ein Moped im bzw. am Bus verstaut und verzurrt haben, händigt uns ein Grenzbeamter endlich die Pässe zur Weiterreise aus. Da wir und einige andere Fahrzeuge noch an der Tankstelle halten müssen, kommt der Konvoi bereits nach wenigen Minuten ins Stocken und löst sich schon wieder auf. Mit uns wartet eine große Traube einheimischer Auto- und Mopedfahrer darauf, die Tanksäulen anzufahren, die in Westchina mit einer Zufahrtsschranke kontrolliert werden. Außerdem dürfen sich Motorräder dem Zapfhahn nicht direkt, sondern nur bis auf einige Meter nähern. Das Benzin muss in einer Metallkanne zum Motorrad getragen werden.
    Die wartende Menge an der Tankstelle wird langsam unruhig, denn die Schranken bleiben längere Zeit geschlossen. Einige Motorradfahrer trauen sich, die Schranke zu umfahren. Wir fahren hinterher und mischen uns unter dieses Chaos. Männer mit Kanistern bedrängen den Tankwart. Mangels Kannen bringen wir unseren eigenen Kanister an die Zapfsäule und schupsen mit. Als wir endlich an der Reihe sind, weist uns der Tankwart zurück. Kanister aus Kunststoff seien verboten, gibt er uns zu verstehen.
    Micha ist ganz kurz davor, auszuflippen. Wir wollen doch nur Benzin und dann weg hier! Ein alter Mann leiht uns freundlichster Weise seinen Metallkanister, als er unsere Verzweiflung sieht. Endlich vollgetankt hält uns dann nichts mehr auf: Mit Karacho treiben wir die Emmen hinauf auf die höchste Landesgrenze der Welt. Nur noch eine letzte chinesische Absperrung am Pass blockiert den Weg in die Freiheit – wenige Zentimeter vor Pakistan. Der chinesische Soldat will natürlich auch nochmal unsere Pässe kontrollieren, das vierte Mal heute. „Ich schwör` dir: Wenn der jetzt verlangt, dass ich  für irgendeine Kontrolle absteige, geb` ich Vollgas.“, brodelt es in mir. Als er uns durchwinkt, höre ich hinter mir Michas Freudenschrei durch die kalte dünne Höhenluft auf über 4.700 Metern hallen: „Pakistan Sindabad!“ – Hoch lebe Pakistan!

    > So geht`s weiter: Nordpakistan: Happy in Hunza
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    Asienreise, die Zweite: Auszeit auf dem Motorrad

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    Kirgistan: Wunden lecken in Osch /kirgistan-wunden-lecken-in-osch/ /kirgistan-wunden-lecken-in-osch/#comments Fri, 12 Aug 2016 03:03:07 +0000 /?page_id=9093 MZ-Schrauberhände

    MZ kaputt: Schrauberhände in Osch © emmenreiter.de

    Operation MZ: Tage in der Werkstatt

    20. Juli. Wir sind froh, an der Grenze nach Kirgistan zu stehen. Nach dem Schock mit dem Sturz ist es uns egal, dass die Grenzer gerade Mittagspause machen. Es stört mich auch nicht im geringsten, dass wir nach der Abfertigung fast noch anderthalb Stunden darauf warten werden, dass wir endlich die kirgisische Ökosteuer von 500 Sum pro Motorrad (knapp 7,- Euro) zahlen können. Der Automat dafür ist nämlich gerade kaputt gegangen und jemand aus Osch muss erst kommen, um ihn zu reparieren.
    Immer noch tief enttäuscht laufe ich an der Grenze um mein Motorrad herum. Meine Halsmuskeln und die rechte Rückenseite tun weh. Hoffentlich sind wir bald im Hotel und können einen Masterplan aufstellen, wie wir die Emme wieder hinkriegen. In dem Moment kommt ein anderer Motorradreisender durch die Schranke gefahren. Es ist Roc aus Barcelona, den wir schon in Chiwa und Buchara getroffen hatten. Seine unerschütterlich pragmatische Lebenseinstellung ist eine gute Ablenkung. In Osch gäbe es eine bekannte Motorradwerkstatt, die einem Schweizer gehört, und die er besuchen müsse, erzählt Roc. Da könnten wir morgen also zusammen hinfahren. Micha und ich sind glücklich, das zu hören.
    Die Herren vom kirgisischen Zoll geben uns bis weit in den September hinein Zeit, mit den Emmen im Land zu bleiben. Das verschafft uns Spielraum. Jetzt sind es nur noch ein paar Kilometer bis zum Salam-Hotel und wir können endlich anfangen, die Wunden zu lecken.
    Abends im Bett geht mir der Sturz durch den Kopf. Trotz der Aufregung schlafen wir beide besser, als erwartet. Und mit den blauen Flecken, die sich nach dem Aufstehen zeigen, kann ich gut leben. Nach dem Frühstück fahren Roc, Micha und ich in die Werkstatt (MuzToo). Dort stehen wir vor einer überdachten Toreinfahrt, in der Patrick und sein russischer Kollege Kolja gerade an zwei Motorrädern schrauben. Dahinter eröffnet sich ein großer, sonniger und mit Gras bewachsener Hof, auf dem unzählige Yahama XT 600er und andere Motorräder parken, die allesamt nach Abenteuer aussehen. Scheint so, als seien wir an einem Ort, an dem man sich mit diesen Dingern auskennt.
    Wegen der verschmierten Schrauberhände werden wir mit dem Unterarm gelassen und freundlich begrüßt und der Patient wird sogleich unter die Lupe genommen. Micha baut den Tank meiner Emme ab und ein deformierter Kastenrahmen kommt zum Vorschein. Ausgerechnet Kolja, der Profi für`s Grobe, schüttelt wenig optimistisch den Kopf. Nervös beobachte ich die Gesichter von Patrick, Kolja und Micha, als sie um mein Motorrad herum laufen, nachmessen und sich gegenseitig fragen, wie man die Probleme lösen könne. Es ist wie ein Krimi, kaum auszuhalten. Nach einer Weile steht fest, welche MZ-Ersatzteile wir aus Deutschland brauchen. Den Rahmen will Kolja morgen zum Ziehen auf eine professionelle Richtbank bringen, die es erst seit kurzem in Osch gibt. Davon hängt nun alles ab.

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    MZ-Ersatzteile: Hilfe aus Deutschland

    „Morgenabend kommt ein deutscher Tourist zu uns“, sagt Patrick, der in erster Linie geführte Offroad-Touren anbietet. „Wenn ihr es schafft, bis dahin die MZ-Ersatzteile zu besorgen, würde er die sicher mitbringen.“ Während Micha mein Motorrad auf dem Hof nach und nach in seine Einzelteile zerlegt, whats-appe ich aufgeregt mit Güsi (mzsimson.de), der uns angeboten hatte, im Notfall zu helfen. Und nun ist es leider soweit. Mit Herzklopfen tippe ich die Teile ins Handy – diese Autokorrektur macht einen ja wahnsinnig: neues Telegabelrohr, Lenkkopflager, Schweinwerfereinsatz, Armaturenhalter und Tacho. Dann noch ein Schwimmerventil. Der Kettenkasten ist leider auch zersplittert. Güsi stellt ohne zu zögern das Paket zusammen – diese Hilfsbereitschaft tut gut und langsam merke ich, dass wir unser Problem wirklich lösen können.
    Der deutsche Tourist ist Peter aus Lauterbach – mit 70 Jahren immer noch begeisterter Motorradfahrer, der mit seinem Freund Wilfried zehn Tage lang durch die wilden Berge Kirgistans fahren will. Als ich ihn anrufe, ist er ebenfalls sofort bereit, Kurier zu spielen. Spätestens morgen um zehn müsse er los zum Flughafen.
    „Hallo Suse, eben ist das Paket angekommen… bis morgen, LG Peter“, lese ich Viertel vor zehn am nächsten Tag auf unserem Handy. Nur 44 Stunden nach der ganzen Aktion sitzen wir in Peters Hotelzimmer in Osch und packen wie Kinder an Weihnachten die Geschenke aus.
    Mit den MZ-Ersatzteilen in der Hand stehen wir am Montagmorgen wieder hoffnungsvoll vor der Werkstatt. Im Hof erblicken wir sofort den gerichteten Rahmen! Kolja hebt seinen Daumen als Antwort auf den extrem guten Stahl der MZ. Die Jungs an der „Streckbank“ hatten ganz schön zu tun, macht er uns deutlich. Koljas Lächeln zeigt mir, dass wir damit wieder heil nachhause kommen können.
    Ich ziehe mich erst mal in eine Ecke zurück und lasse Tränen laufen – vor Erleichterung und Freude über die Hilfe aller. Nach dem wir zuversichtlich sind, dass unser Emmenreiter-Abenteuer weitergehen kann, informieren wir Familie und Freunde über den Zwischenfall. Dann folgt eine schweißtreibende Schrauberwoche für Micha unter der heißen Sonne von Osch. Ich assistiere und fiebere mit. Als das Motorrad wieder wie ein Motorrad aussieht, müssen nur noch die Kofferträger und Koffer zurechtgebogen werden. Am Ende braucht leider auch noch die Schwinge eine Korrektur, denn das Hinterrad steht nicht gerade. Und endlich macht Micha eine kurze Probefahrt. Ich warte und lausche solange. Als er wieder auf den Hof der Werkstatt einbiegt, sehe ich sofort sein Grinsen unter`m Helm. Meine „neue“ Emme hat bestanden.

    > So geht`s weiter: Kirgistans Berge: Jurten, Seen und wilde Reiter
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    Asienreise, die Zweite: Auszeit auf dem Motorrad

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    Fotostrecke: Auf dem Honda-Moped durch Südvietnam /vietnam-fotos/ Sat, 11 Jan 2014 18:58:48 +0000 /vietnam-2011/ zurück zum Beitrag

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    Reise-Abenteuer: Von der Haustür zum Himalaja und zurück /emmenreiter-reise-2008-2009/ /emmenreiter-reise-2008-2009/#comments Sat, 01 Aug 2009 19:19:28 +0000 /?p=1149
    • Sherpajungen in Nepal (c) emmenreiter.de
      Sherpajungen, Nepal 2009 © emmenreiter.de


    Sonntagmorgen, am 18. Mai 2008, kickten wir im Norden Brandenburgs zwei alte MZ-Motorräder, die sog. Emmen, mit zitternden Knien an. 14 Monate später, am 25. Juli 2009, kehrten wir mit einer Zweitaktwolke vom gewagten Emmenritt zurück. Unterwegs erlebten wir ein neues Lebens- und Zeitgefühl und das gesuchte Abenteuer. Zurück aus den Wohnzimmern fremder Kulturen erinnern wir uns immer noch oft an die Begegnungen mit einzigartigen Menschen, Landschaften und Kulturen in Osteuropa, im Orient, in Zentralasien und im Himalaja. Der Blick hinter fremde Haustüren hatte uns am meisten gereizt – und die standen uns nahezu überall offen.

    Anhand der groben Route in der Landkarte könnt Ihr unsere Asien-Reise nachverfolgen und die verlinkten Reisegeschichten durchstöbern. Darin erzählen wir das, woran wir uns selbst immer wieder erinnern wollen. Beim Lesen könnt Ihr vielleicht den Auspuffqualm der alten MZ-Motorräder riechen, wenn sie mit uns über die Riesengebirge Asiens knattern. Lernt die Menschen kennen, die uns unterwegs die Hand gereicht haben und bekommt hier und da vielleicht dieselbe Gänsehaut – vor Freude, Sehnsucht, Spannung oder Betroffenheit. Und wenn Ihr zuende gelesen habt, plant Eure nächste Reise!

    Alle Reisegeschichten entlang der Route

      Große Asienreise 2008/09 – alle Bilder

      Das eMMenreiter-Abenteuer 2008 in Zahlen

      Reisezeit: 14 Monate (Mai 2008 – Juli 2009) • 33.859 km auf zwei alten MZ ETZ 250 • 8 Länder in Europa, 12 in Asien • 65 Std. Wartezeit an 22 bewachten Grenzübergängen • 3.502 Liter verfahrenes Benzin • 88 Liter zugemischtes (Zweitakt-)Öl • 4.700 m höchster befahrener Punkt • 144 Tage längster Landesaufenthalt (Indien) • 4 min. kürzester Landesaufenthalt (Moldawien) • 13 Regentage • 1 sehr kleiner Diebstahl • 1 gebrochener Daumen • zig Durchfälle • ca. 720 Std. am Laptop für 60 Blogbeiträge von unterwegs

      Geschichten einer neuen langen Reise –
      2016/2017 sind wir nochmal auf den Emmen durch Asien getourt.

      Asienreise, die Zweite: Auszeit auf dem Motorrad

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      Tipps zum MZ-Umbau /mz-motorrad/tipps-zum-umbau/ /mz-motorrad/tipps-zum-umbau/#comments Fri, 31 Jul 2009 15:20:14 +0000 /?page_id=128
      Auf dem Akbaital-Pass in Tadschikistan (c) emmenreiter.de

      Mit ein paar Tricks auch höhentauglich: Die MZ auf dem Akbaital-Pass (4.655 Meter) in Tadschikistan 2008 © emmenreiter.de

      MZ ETZ 250: Fit für den Himalaja

      Die Emme ist kein Hexenwerk. Mit etwas technischem Verständnis kann das MZ-Motorrad für Reisen in ferne Länder, abenteuerliche Pisten und Riesengebirge präpariert werden. Micha hatte vor der ersten großen Reise irgendwo in Brandenburg zwei Exemplare, Baujahr 1987 und ’88, ausfindig und für das Himalaja-Abenteuer fit gemacht. Kommt man auf so alten Dingern mit nur 20 PS durch Asien? Mit den umgebauten Zweitaktern sind wir 34.000 Kilometer ohne größere Probleme durch Asien gefahren. Acht Jahre danach, im April 2016, ging es auf den selben Emmen nochmals auf Tour von Berlin bis Kambodscha: Asienreise, die Zweite.

      Zur Galerie: Die MZ auf Weltreise

      Die ursprünglich grünen MZ-Motorräder wurden komplett auseinander- und wieder zusammengeschraubt. Die jetzt feuerwehrrote MZ, wie sie im Mai 2008 im Doppelpack erstmals auf Reisen ging, hatte beim Start des eMMenreiter-Abenteuers einen komplett überholten Motor, einen pulverbeschichteten Rahmen, verstärkte Stoßdämpfer, Endurobereifung, einen Endurolenker und eine eigens angefertigte Kofferhalterung aus Stahl. Die jeweils zwei Alu-Koffer wurden von RPX nach Maß gefertigt und fassten damals jeweils 70 Liter. Mittlerweile haben wir die Koffer in der Breite verkleinern lassen.

      Welche MZ-Umbauten haben sich bewährt?

       

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      Reiseberichte, Motorrad-Abenteuer und Fotos aus Asien / Thu, 30 Jul 2009 16:31:00 +0000 /?page_id=2  

      Tadschikistan 2008

      Tadschikistan 2008


      Willkommen auf unserer Reise-Website


      Auf dieser Website haben wir vor einigen Jahren unsere ersten beiden Langzeitabenteuer dokumentiert. Wir sind auf alten DDR-Motorrädern der Marke MZ, im Volksmund manchmal liebevoll Emme genannt, zweimal durch Osteuropa und Asien getourt.

      Die erste Reise begann im Mai 2008 und führte uns 14 Monate lang von unserer Haustür bis in den Himalaja und wieder zurück. Danach war unser Fernweh stärker denn je. Acht Jahre später, im April 2016, gingen wir dann nochmal auf einen Emmenritt: 16 Monate, und wieder quer durch Asien.

      Der asiatische Kontinent hatte uns mit seiner Vielfalt an unfassbar schönen Landschaften, spannenden Völkern und Kulturen schnell in den Bann gezogen. Unsere Erlebnisse als Emmenreiter haben wir mit chronologischen Reisegeschichten und vielen Fotos festgehalten. Zum Glück! Denn wir beide tauchen selbst immer wieder gerne darin ein und erinnern uns an diese eindrucksvollen Reisen. Mittlerweile ist das Design dieser Website in die Jahre gekommen. Trotzdem wünschen wir viel Vergnügen!

      Und wer Lust auf ganz neue Geschichten hat:
      2023 starten wir ins nächste Reiseabenteuer mit neuer Website und neuen Transportmitteln.
      Mehr auf freitreten.de!

      Eure Emmenreiter
      Micha & Suse

       


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