{"id":11274,"date":"2017-02-17T10:03:59","date_gmt":"2017-02-17T08:03:59","guid":{"rendered":"http:\/\/www.emmenreiter.de\/?page_id=11274"},"modified":"2018-01-13T19:59:08","modified_gmt":"2018-01-13T17:59:08","slug":"ho-chi-minh-pfad-mz-motorrad","status":"publish","type":"page","link":"https:\/\/www.emmenreiter.de\/ho-chi-minh-pfad-mz-motorrad\/","title":{"rendered":"Ho-Chi-Minh-Pfad: Emmenritt durch den laotischen Dschungel"},"content":{"rendered":"

\"Mit<\/p>\n

Ho-Chi-Minh-Pfad?<\/h3>\n

Januar 2017. Die laotische Tageszeitung Vientiane Times<\/em> soll vor einiger Zeit bedauert haben, der alte Ho-Chi-Minh-Pfad und damit seine Geschichte w\u00fcrden zunehmend unterm Asphalt verschwinden. Dann habe ich etwas \u00fcber den Pfad, der nach dem nordvietnamesischen Anf\u00fchrer benannt ist, und seine Geschichte nachgelesen: Der Ho-Chi-Minh-Pfad verl\u00e4uft zum gro\u00dfen Teil durch den S\u00fcdosten von Laos. Eigentlich handelt es sich hierbei um ein weit verzweigtes Stra\u00dfen- und Wegenetz. Es diente im Vietnamkrieg dazu, die nordvietnamesische Armee an der Front im S\u00fcden zu versorgen. Eine halbe Million Tonnen an Waffen, Lebensmitteln und Treibstoff wurden insgesamt \u00fcber die geheimen Wege durch den laotischen Dschungel transportiert. W\u00e4hrend die US-Armee Nordlaos bombardierte, um dort den prokommunistischen Widerstand zu brechen, haben sie in S\u00fcdlaos versucht, die Nachschubrouten mit Bomben und giftigen Chemikalien aus der Luft zu zerst\u00f6ren. Noch heute ist der Ho-Chi-Minh-Pfad wegen der unz\u00e4hligen Blindg\u00e4nger eine Gratwanderung. Und er ist zum Symbol geworden f\u00fcr den versteckten Krieg, der jahrelang in Vietnams Nachbarland gef\u00fchrt wurde.<\/p>\n

\"Ho-Chi-Minh-Pfad\"

Anf\u00e4nglicher G\u00fctertransport auf dem Ho-Chi-Minh-Pfad in Laos (Quelle: Wikimedia Commons<\/a>)<\/span><\/p><\/div>\n

Auf rostrotem Sand nach Villabury<\/h3>\n

Wir wollen versuchen, die n\u00e4chsten Etappen mitten durch die Mitte von Laos zu fahren \u2013 auf rostroten Sandpisten durch D\u00f6rfer und zu geschichtlichen Orten des Ho-Chi-Minh-Pfades. Auf dem ersten Abschnitt scheint es eine ausgebaute Piste zu geben: die 1F. In Mahaxai verlassen wir daher die asphaltierte Stra\u00dfe 12 und brechen nach S\u00fcdosten in Richtung Sepon auf. Bald darauf fahren wir \u00fcber eine feste, breite Piste, die mehrere D\u00f6rfer durchl\u00e4uft. Wir kommen z\u00fcgig voran und freuen uns \u00fcber die sch\u00f6ne Strecke. Im Dorf Ban Panam gabelt sie sich dann gleichwertig. Die beiden Autos, die uns eben \u00fcberholt und zugestaubt haben, biegen sofort nach links ab. Zwei freundliche Herren, die bemerkt haben, dass wir nicht sicher sind, wo lang, weisen uns nacheinander allerdings den rechten Weg. Wir setzen uns erstmal in den Schatten, trinken einen Schluck und stopfen ein paar Kekse in uns hinein. Eine fr\u00f6hliche Kinderschar hat sich schnell neben uns versammelt und als Micha aufsteht, um etwas vom Motorrad zu holen, weichen sie schreckhaft wie aufgescheuchte Rehe zur\u00fcck. Wir verschenken die \u00fcbrigen Kekse, bedanken uns bei den s\u00fc\u00dfen Kids mit einem Gruppenfoto f\u00fcr ihren netten Empfang und weiter geht`s.
\nDie Piste wird enger. Bald ist es ein Feldweg oder nur noch ein sandiger Pfad, der durchs Geb\u00fcsch, \u00fcber kleine Bretterbr\u00fccken und durch winzige D\u00f6rfer geht. Immer wieder teilen oder \u00fcberschneiden sich die Fahrspuren. Es ist nicht leicht, der Navi-App zu folgen, die jetzt sowieso nur noch im Fahrradmodus eine Route anzeigt \u2013 immerhin. Manchmal endet die Route vor einem Zaun, der die Felder vor Tieren sch\u00fctzt.
\nIn den D\u00f6rfern staunt man \u00fcber die fremden Motorradfahrer und weist uns freundlich die Richtung. Ein paar Mal passiert es, dass wir dorthin zur\u00fcckgeschickt werden, von wo wir gerade gekommen sind. Nach einer Weile des Umherkurvens kommen wir an einen breiten, flachen Fluss. Die Abfahrt dorthin ist recht steil und sandig. Auf der anderen Seite sieht es noch schlimmer aus. An der Br\u00fccke aus schmalen, quergelegten \u00c4sten sitzen zwei junge M\u00e4nner, die Geb\u00fchren f\u00fcr die \u00dcberfahrt kassieren. Sie gucken gespannt hinterher, als Micha auf der Br\u00fccke Anlauf nimmt und die Emme mit allem, was die Pferdest\u00e4rken hergeben, den Hang hochf\u00e4hrt.
\nEs geht immer noch auf schmalen Sandwegen weiter, die uns hoffentlich ans Ziel bringen. Wieder f\u00fchren sie durch eine Ansammlung einiger H\u00e4user, wo sich die Pfade in alle Richtungen verteilen. „Da entlang!“ Die Sonne brennt auf meine schwarzen Motorradsachen und so langsam k\u00f6nnte die heutige Etappe wieder etwas einfacher werden. Wie gerufen sto\u00dfen wir hinter dem n\u00e4chsten H\u00fcgel pl\u00f6tzlich und erleichtert auf eine glatte, rostrote Piste, auf der auch wieder zweispurige Fahrzeuge unterwegs sind. Wir passieren jetzt den Phou Xang He Nationalpark. Durstig und m\u00fcde halten wir im n\u00e4chsten Ort, Ban Nonghai, an einem kleinen Shop mit K\u00fchlschrank an. Happy genie\u00dfen wir die eisige Limo und w\u00fcrzigen Chips in Dinosaurierform. Von hier sind es nur noch 35 Kilometer bis zum n\u00e4chsten Gasthaus. Die Piste nach Villabury ist zwar \u00fcbers\u00e4t mit Schlagl\u00f6chern, aber es zeichnet sich ja ein Ende ab. Bald wird es schon wieder dunkel. Schnell finden wir ein nettes Zimmer und dann endet dieser Tag mit einer dringenden Dusche und einer guten Portion Fried Rice und einer Sprite \u2013 oder „Flei Lei“ und „Se Preit“, wie man es hier ausspricht.
\nNach dem Fr\u00fchst\u00fcck steigen wir zur\u00fcck auf die staubigen Motorr\u00e4der. Sepon ist nur noch 50 Kilometer entfernt. Die zerfranste, l\u00f6chrige Asphaltstrecke mit ihren harten Kanten bremst uns allerdings alle paar hundert Meter aus und ich bin schnell tierisch genervt davon. Wir essen Mittag an der Hauptstra\u00dfe von Sepon. 40 Kilometer von hier geht es r\u00fcber nach Vietnam. Lastwagen und Busse von oder auf dem Weg zur Grenze bahnen sich ihren Weg durch den Ort. Fr\u00fcher war Sepon auf dem Ho-Chi-Minh-Pfad ein wichtiger Posten der Kommunisten und ist daher wie etliche andere D\u00f6rfer der Region den Angriffen der USA und S\u00fcdvietnamesen zum Opfer gefallen. Sp\u00e4ter wurde 6 Kilometer weiter an der Stra\u00dfe 12 das heutige Sepon neu gebaut.
\nWir beschlie\u00dfen, erst am n\u00e4chsten Tag weiterzufahren, und erkunden den Ort. Schulkinder und junge Novizen sind gerade auf dem Weg nachhause bzw. ins Kloster, von dem man einen herrlichen Blick auf den Fluss hat. Was die Sch\u00f6nheit der Seitenstra\u00dfen tr\u00fcbt, sind die abgesteckten Felder, die immer noch vor unger\u00e4umten Landminen und Blindg\u00e4ngern warnen. Wird es jemals m\u00f6glich sein, das komplette Land von den explosiven Kriegsresten zu befreien? Noch immer ist jedes vierte laotische Dorf betroffen.<\/p>\n\n\n\n \t\t\n\t\t\t\t