{"id":12995,"date":"2017-07-15T16:55:42","date_gmt":"2017-07-15T14:55:42","guid":{"rendered":"http:\/\/www.emmenreiter.de\/?page_id=12995"},"modified":"2020-08-07T11:16:11","modified_gmt":"2020-08-07T09:16:11","slug":"transsib-baikal-bis-moskau","status":"publish","type":"page","link":"https:\/\/www.emmenreiter.de\/transsib-baikal-bis-moskau\/","title":{"rendered":"In der Transsib nach Europa"},"content":{"rendered":"
\"Transsib

Unsere Wagondamen, Provodnas genannt, auf der Transsib-Strecke Krasnojarsk bis Moskau \u00a9 emmenreiter.de<\/p><\/div>\n

N\u00e4chster Halt: Sibirien<\/h3>\n

6.265 Kilometer. Im Zug. Von Ulan Bator bis Moskau. Mit unseren alten Motorr\u00e4dern br\u00e4uchten wir Monate, um diese Strecke entspannt hinter uns zu bringen. Die Transsibirische Eisenbahn schafft das in wenigen Tagen und N\u00e4chten. Sie wird uns durch sechs Zeitzonen zur\u00fcck nach Europa schuckeln. Allerdings nicht im selben Zug, denn wir wollen unbedingt noch das Naturwunder Baikalsee erleben. Das \u201cheilige Meer\u201c Sibiriens ist so gro\u00df, so tief , so alt und so geheimnisvoll wie kein anderer S\u00fc\u00dfwassersee der Erde. Er zieht Einheimische, Reisende und Forscher in seinen Bann. Die Burjaten, die mongolisch st\u00e4mmige Urbev\u00f6lkerung der Region, verehren ihn als gr\u00f6\u00dfte Sch\u00f6pfung der Natur. Allein um die gigantische Wassermenge des Baikals zu erreichen, m\u00fcssten s\u00e4mtliche Fl\u00fcsse der Welt ein ganzes Jahr lang zusammenstr\u00f6men, hei\u00dft es.<\/p>\n

7. Juni 2017. Morgens um halb neun. Die Mongolei liegt hinter uns. Nach 35 Stunden und 50 Minuten h\u00e4lt unser Zug Nummer 362 in Irkutsk. Die Zeitzone haben wir bis hierher nicht gewechselt. Unsere erste Zugetappe im Viererabteil mit zwei jungen Touristinnen aus China und Kalifornien war bequem und ruhig. Abgesehen vom Schnarchen der Chinesin. Am Grenz\u00fcbergang liefen der mongolische und der russische Grenztrupp nacheinander durch alle Abteile, stempelten Reisep\u00e4sse ab und kontrollierten das Gep\u00e4ck. Eine Stunde vorher hatte uns Provodna Natalia \u2013 Provodna nennt man die Frauen, die pro Wagon im Doppel die Zugfahrt begleiten \u2013 aus den schmalen Betten geholt. Danach stand unser Wagon, abgekoppelt vom Rest des Zuges, mehrere Stunden allein auf dem Gleis, bevor die Reise mit einer anderen Lok weiterging.
\nNatalia gab sich viel strenger, als sie in Wahrheit ist. Aber das geh\u00f6rt zum ber\u00fcchtigen Image ihres Berufs dazu. Zusammen mit ihrer Kollegin, die deutlich fr\u00f6hlicher wirkte, sorgte sie in unserem Zugwagon daf\u00fcr, dass niemand falsch ein- und ausstieg, die Toiletten und der Gang sauber blieben und jeder Fahrgast die bereitgestellte Bettw\u00e4sche wieder abzog, bevor er endg\u00fcltig den Zug verlie\u00df. In den Pausen vertrieben sich unsere Provodnas in ihrem eigenen kleinen Abteil am Ende des Wagons die Zeit mit Sticken und r\u00fcckten f\u00fcr jede n\u00e4chste Schicht ihre Frisur zurecht.<\/p>\n

Der inoffizielle Taxifahrer am Passagier-Bahnhof von Irkutsk f\u00e4hrt uns an diesem Morgen \u00fcber die Angara zum Hostel. Sie ist der einzige Fluss, in dem das Wasser vom Baikal abflie\u00dft. Wir vertreten uns nachmittags in den Seitenstra\u00dfen der Innenstadt die Beine. Fr\u00fcher soll Irkutsk fast ausschlie\u00dflich aus Holzh\u00e4usern bestanden haben. Bis heute haben eine Menge der teils pr\u00e4chtigen Holzbauten unz\u00e4hlige sibirische Winter und sogar Erdbeben und Stadtbr\u00e4nde \u00fcberlebt. An den aufw\u00e4ndigen Rahmenverzierungen ihrer riesigen Fenster, die im Erdgeschoss fast bis an den Boden reichen, ist die Farbe schon lange verblichen oder abgesplittert und die meisten Geb\u00e4ude m\u00fcssten dringend saniert werden. Trotzdem sind sie noch bewohnt. Hinter eingerissenen Fensterscheiben ranken Zimmerpflanzen und sonnen sich gepflegte Stubentiger. Einige H\u00e4user stehen so schief, dass wir uns fragen, ob drinnen nicht die B\u00fccher vom Regal kippen oder die \u00c4pfel vom Tisch rollen.
\nEs ist herrlich, endlich wieder durch eine historisch gewachsene Stadt zu laufen \u2013 vorbei an imposanten Gottesh\u00e4usern, durch Gr\u00fcnanlagen und Stra\u00dfenz\u00fcge mit charmanten Altbauten aus Ziegelstein, \u00dcberbleibseln sowjetischer Architektur und modernen Geb\u00e4uden. Auch die verschiedenen Gesichter der Menschen in Irkutsk lassen erkennen, dass hier eine bunte Mischung zusammenlebt \u00ad\u2013 europ\u00e4isch, sibirisch, zentralasiatisch. Sie wirken auf uns, trotz der Rauheit, die Sibirien nachgesagt wird, sehr gelassen und freundlich.<\/p>\n

Olchon-Insel: Ferien am Baikalsee<\/h3>\n

Wir fahren in der Marschrutka, einem Kleinbus-Sammeltaxi, am Westufer des Baikals entlang zur Insel Olchon. Im Winter fahren die Wagen einfach \u00fcber das Eis. Im Sommer setzt eine F\u00e4hre \u00fcber. Bei der kurzen \u00dcberfahrt verdeckt die gro\u00dfe h\u00fcgelige Insel noch den freien Blick auf das \u201eheilige Meer\u201c. Dr\u00fcben angekommen, brettert der Fahrer in einem Affenzahn noch 35 Kilometer \u00fcber eine breite Schotterstra\u00dfe bis nach Chuschir \u2013 das gr\u00f6\u00dfte Dorf auf Olchon. Die R\u00e4der poltern \u00fcber die harten Bodenwellen. Der feine Staub von der Stra\u00dfe wirbelt durch die Ritzen an der Heckklappe und verteilt sich im Bus. Einige Fahrg\u00e4ste husten. Hinten kippt durch das Ger\u00fcttel der Stapel mit dem Gep\u00e4ck in den Gang. Und links von uns blitzt immer wieder der Baikalsee auf.
\nDie Stra\u00dfen in Chuschir sind genauso sandig wie auf dem Rest von Olchon. In dem Dorf leben etwa 1.300 Menschen. Es gibt eine Schule, eine Kirche, mehrere Gasth\u00e4user, ein modernes Caf\u00e9 mit Ausblick, ein paar kleine Gesch\u00e4fte und einen Supermarkt. Drumherum verteilen sich die eingez\u00e4unten, sibirischen Holzh\u00e4user der Bewohner. Erst vor zw\u00f6lf Jahren wurde der Ort ans Stromnetz angeschlossen. Sp\u00e4ter folgten noch Telefon- und Internetempfang. Seitdem boomt Chuschir als Ausflugs- und Ferienort. Flie\u00dfendes Wasser gibt es allerdings nach wie vor nicht. Tankwagen beliefern die H\u00e4user mit Wasser aus dem Baikalsee.
\nDort, wo das Dorf auf den dichten Nadelwald trifft, l\u00e4sst uns der Marschrutkafahrer an einem zweist\u00f6ckigen Holzhaus aussteigen. Hinter dem Hoftor versteckt sich ein kleines Ferienlager. Die nette Besitzerin vermietet uns ein Zimmerchen \u00fcber dem gem\u00fctlichen Speisesaal, in dem der Usbeke Maschchur und seine Frau morgens um neun und abends um sieben in ihrer herzlichen Art das Essen durch die Luke reichen. Acht Tage lang sind wir hier zuhause \u2013 zusammen mit einer Schulklasse aus Irkutsk, die uns bei jeder Mahlzeit h\u00f6flich auf Englisch begr\u00fc\u00dft.
\nWir erkunden das Dorf und die spektakul\u00e4re K\u00fcste der Insel. An den felsigen Buchten leuchtet das klare Baikalwasser t\u00fcrkisgr\u00fcn. Weit hinten am Festlandufer schwebt an manchen Tagen ein zarter Nebel \u00fcber dem See. Dahinter zeichnen sich bewaldete Berge ab, auf deren Spitzen noch etwas Schnee liegt. Der Felsen an der Bucht vor Chuschir ist f\u00fcr die Burjaten und Schamanen der heiligste Ort am Baikalsee. Mit etlichen bunten B\u00e4ndern umwickelte Holzpf\u00e4hle und B\u00e4ume erinnern an die Ahnengeister. Die gl\u00e4ubigen Burjaten lassen hier Geldm\u00fcnzen fallen, um ihre Verstorbenen um Gl\u00fcck oder Vergebung zu bitten.
\nGl\u00fcck haben wir auch: mit dem Wetter. Am Tage ist es sommerlich warm. Und jetzt, Mitte Juni, findet auf dem Festland am Westufer des Baikals sogar noch ein zweit\u00e4giges Volksfest statt. H\u00f6hepunkt ist der Tanz der Schamanen und Burjaten um den heiligen H\u00fcgel „Erd“ herum. Dazu m\u00fcssen sich mindestens 700 Menschen an die H\u00e4nde nehmen. Wir besuchen das farbenfrohe Fest unter freiem Himmel \u2013 eine Mischung aus Jahrmarkt, Trachtenschau, Sportereignis und eben Tanz. Die M\u00e4nner messen ihre Kr\u00e4fte beim Bogenschie\u00dfen, Ringen und Stockziehen. Die Frauen pr\u00e4sentieren Schmuck und Kleider. Der traditionelle Kreistanz, bei dem wir uns gerne eingereiht h\u00e4tten, findet leider erst am n\u00e4chsten Tag statt. Wir m\u00fcssen aber schon zur\u00fcck nach Olchon. Vorher reicht man uns ein St\u00fcck Fisch und ein Gl\u00e4schen Tarasun. Der burjatische Schnaps brennt im Rachen und schmeckt nach Schafstall. Vor dem Herunterkippen m\u00fcssen ein paar Tropfen aus dem Glas an die Geister verspritzt werden.
\nBevor wir uns vom Baikal verabschieden k\u00f6nnen, m\u00fcssen wir mindestens einmal abtauchen. Dem See werden magische Kr\u00e4fte nachgesagt. Und wer nicht in ihm gebadet hat, hat den Baikal nicht erlebt, hei\u00dft es. Als wir aus dem Wasser kommen, durchflutet uns tats\u00e4chlich ein wohliges Gef\u00fchl. Wir sind gl\u00fccklich. Und das ist kein Wunder, denn der Baikal ist schmerzhaft kalt und unser Blut kr\u00e4ftig in Wallung geraten.
\nAls wir wieder in Irkutsk am Bahnhof stehen und auf die Transsib nach Krasnojarks warten, tr\u00e4umen wir davon, eines Tages im Winter zur\u00fcckzukommen. Dann verkriechen wir uns in eine H\u00fctte am Ufer des tief vereisten Baikals und lassen seine Magie auf uns wirken.<\/p>\n

Transsib: Schweinespeck im Vierbettabteil<\/h3>\n

19. Juni 2017. Bis Krasnojarsk am Jenissei ist es nur eine \u00dcbernachtung weit. Diesmal reisen wir im Gro\u00dfraum ohne Abteil. Hier in der 3. Klasse, auch Platzkartny<\/em> genannt, ist es stickig. Um uns herum haben es sich sechs russische Jugendliche auf den Liegen bequem gemacht. Wodkaflaschen sehen wir keine. Sie vertreiben sich den Abend mit Smartphone und Laptop. Nicht mal geschnarcht haben die Jungs.
\nIn Krasnojarsk steigen wir f\u00fcr anderthalb Tage aus. Die Uhr stellen wir um eine Stunde zur\u00fcck. Es sind 35 Grad und uns zieht es raus in die Natur. Wir spazieren durch einen gr\u00fcnen sibirischen Dschungel auf den H\u00fcgeln am Rande der Stadt. Danach sind wir bereit f\u00fcr die letzte und l\u00e4ngste Etappe im Zug: 62 Stunden und 48 Minuten lang werden wir bis nach Moskau fahren.
\nAls wir unsere schweren Taschen in den Zug hieven und im Viererabteil verstauen, rennt uns der Schwei\u00df \u00fcbers Gesicht. Im Wagon staut sich die hei\u00dfe Luft. Die Klimaanlage kommt erst bei voller Fahrt in Gang. \u201ePrivjet. Menja sawut Michael!\u201c begr\u00fc\u00dft Micha die beiden Typen, die das Abteil mit uns teilen. Alexej und Roman sind zwei Eisenbahntechniker aus Dagestan und auf dem Weg nachhause. Als sich die Luft im Zug etwas abk\u00fchlt und die Schwei\u00dftropfen wegtrocknen, kramt Alexej k\u00fchles Mineralwasser, fetten Schweinespeck, frisches Brot, Tomaten und Gurken aus der Tasche hervor. Es ist der Anfang einer lustigen und netten Reise, in der wir von den beiden k\u00f6stlich versorgt werden. Unsere Versuche, sich zwischendurch zu revanchieren, werden kategorisch abgelehnt. An manchen Bahnh\u00f6fen springt Alexej aus dem Zug, um schnell eine neue Biersorte aufzutreiben, die er mit Micha verkosten kann. Immerhin sei er als Deutscher der beste Bierkenner, meint Alexej. Auch wenn unsere Russischkenntnisse meist nur eine Aneinanderreihung von Vokabeln m\u00f6glich macht, kommen irgendwie Gespr\u00e4che zwischen uns zustande. Und ein Bierchen erleichtere jede Fremdsprache, lacht Alexej.
\nTag um Tag drehen wir unsere Uhren ein St\u00fcck zur\u00fcck. Nur die Moskauer Zeit, die den Zugfahrplan bestimmt, bleibt. Da wir in die Zeit zur\u00fcckreisen, sind die Tage im Zug lange hell. Jeder schl\u00ad\u00e4ft so, wie es die M\u00fcdigkeit verlangt. Ein Blick aus dem Fenster zeigt tats\u00e4chlich immer die selbe Landschaft: gr\u00fcne H\u00fcgel oder Birkenw\u00e4lder, dazwischen ab und an ein Dorf. Und manchmal der Bahnhof einer Stadt.
\nUnsere B\u00fccher sind ausgelesen, die Teevorr\u00e4te aufgebraucht. Nicht mehr lange bis zur Endstation. Die Uhr wurde seit Krasnojarsk vier Stunden zur\u00fcckgestellt. Alexej und Roman haben sich frisch gemacht, neue Sachen angezogen und die Schuhe geputzt. In Moskau seien die Leute schick und arrogant, sagen sie. Bevor ihr n\u00e4chster Zug sie nachhause bringt, wollen sie noch schnell die Stadt erkunden. Ausgeruht und gut gelaunt stehen wir nun in Moskau auf dem Bahnsteig. Es ist halb sechs am Morgen und die Sonne scheint. Wir sagen unseren russischen Freunden \u201eDoswidanja!\u201c und \u201eZschastliwo!\u201c und sind schon gespannt auf Natasha, bei der wir die n\u00e4chsten Tage wohnen werden.<\/p>\n

\u201eI follow the Moskva, down to Gorky Park\u201c<\/h3>\n

Zum ersten Mal probieren wir eine Unterkunft \u00fcber Couchsurfing<\/em> aus: Menschen in der ganzen Welt bieten Reisenden \u00fcbers Internet eine kostenfreie Bleibe an. Und Natasha ist einer von ihnen. Sie lebt am Stadtrand von Moskau, in der Wohnung ihrer Kindheit. Sofern sie nicht selbst mit dem Rucksack in der Welt unterwegs ist. Denn das ist ihre Leidenschaft. Genau wie das Fotografieren. Und noch einige andere Dinge. In wenigen Augenblicken treffen wir also auf eine Frau, mit der wir sicher viel zu erz\u00e4hlen haben.
\nIm achten Stock des sowjetischen Wohnblocks treten wir aus dem engen Fahrstuhl und stehen jetzt vor ihrer offenen Wohnungst\u00fcr. Natasha, die demn\u00e4chst 50 wird, sieht weder wie eine K\u00fcnstlerin, noch wie ein Rucksackhippie aus. Aber ihre besondere Energie sp\u00fcrt man sofort. Wir freuen uns \u00fcber ihre freundliche Begr\u00fc\u00dfung und umarmen uns herzlich.
\nNoch am selben Tag setzen sich Micha und ich in die ber\u00fchmte Moskauer Metro und fahren zum Roten Platz. Jetzt stehen wir vor dem M\u00e4rchenschloss \u00admit den bunten Zwiebelt\u00fcrmen und staunen \u00fcber dieses sch\u00f6ne Bauwerk, das vom blauen Himmel und wei\u00dfen Wolken eingerahmt wird. Die Basiliuskathedrale hatte mich als Jungpionierin beeindruckt. Da sahen wir sie nur auf Bildern. Meine Russischlehrerin schw\u00e4rmte \u00f6fter von ihrer Reise nach Moskau \u2013 wie extrem sauber die Stra\u00dfen seien, wie imposant der Kreml. Und wie beeindruckt sie war, mit welcher Ehrfurcht sich t\u00e4glich hunderte Russen im Lenin-Mausoleum vor dem Vater der Sowjetunion verbeugten. Hier auf dem Roten Platz merken wir, dass die Geschichte dieses Landes auch ein Teil unserer Kindheit ist. Sp\u00e4testens dann, als wir in einer Schlange von Touristen schweigend an Lenins Leichnam vorbei geschleust werden. Das war ein beeindruckender Anblick und gleichzeitig gehen mir viele Fragen durch den Kopf. Moskau ist ein bisschen eine Zeitreise \u2013 Erinnerungen an unsere Kindheit in der DDR leben auf. Micha und ich sprechen \u00fcber Freiheit, Politik und Propaganda. \u00dcber soziale Werte. Wir laufen bei Gewitter durch den Gorki-Park und ich bekomme eine G\u00e4nsehaut. „I follow the Moskva, down to Gorky Park, listening to the wind of change…“ Nach einem Konzert in der Sowjetunion schrieben die Scorpions 1989 die Hymne<\/a> der gro\u00dfen Wende. F\u00fcr Natasha bedeutete die Aufl\u00f6sung der Sowjetunion erst einmal glanzlose Jahre. Trotzdem war es eine gute Erfahrung, erz\u00e4hlt sie uns an ihrem K\u00fcchentisch. Die Leute h\u00e4tten sich gegenseitig geholfen und aus zu wenig das beste gemacht. Die Stra\u00dfen waren voller Menschen, die irgendetwas verkauften, um \u00fcber die Runden zu kommen. Ganz Moskau sei ein riesiger Basar gewesen, lacht Natasha. Micha und ich dagegen wurden erwachsen in einer aufbl\u00fchenden Konsumwelt und uns schienen alle Wege offen zu stehen.<\/p>\n\n\n\n \t\t\n\t\t\t\t