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Staubige Enduro-Etappe bis nach Dushanbe<\/h3>\n
Irgendwann nach der Kleinstadt Istaravshan wird die Stra\u00dfe zum schmalen, trockenstaubigen Schotterweg. Der spannende Shakristan-Passanstieg steht kurz bevor. Die braven Emmen bringen uns mit quietschenden Sto\u00dfd\u00e4mpfern im \u00fcberwiegend ersten Gang nach oben. Ein paar Mal hupt es von hinten \u2013 Autos k\u00fcndigen ihr \u00dcberholman\u00f6ver an, bevor sie mit einer Staubwolke an uns vorbeipoltern. Nach etwa einer Stunde bergauf lesen wir das Schild: 3378 Meter. Yeah, wir vier haben den ersten Dreitausender geschafft! Der Ausblick von hier oben ist unsere Belohnung. Die eingestaubten Emmen d\u00fcrfen ohne Motor lautlos ins Tal rollen. Ab jetzt wird die Fahrt durch abschnittweise brandneuen Asphalt auf der Stra\u00dfe zum Hochgenuss. Es ist schon sp\u00e4ter Nachmittag. Uns begegnet ein LKW \u2013 die Ladefl\u00e4che voller Chinesen mit knallblauen Helmen. Das sind die importierten Stra\u00dfenbautrupps, die hier in dreckigen Zeltcamps am Bergstra\u00dfenrand hausen, solange die M34 im Bau ist. Die Baustellen auf der Strecke sind heute zum Gl\u00fcck alle passierbar, langes Warten bleibt uns also erspart.
\nKurz vorm Dunkelwerden kommen wir im Dorfhotel in Ayni an. Im selben Geb\u00e4ude hat die Welt Hunger Hilfe ein B\u00fcro. Wir sind hier die einzigen G\u00e4ste; der alte einheimische Mann, der uns empf\u00e4ngt, ist das einzige Personal. Die \u00dcbernachtung ist trotz hartn\u00e4ckig verhandeltem Nachlass immer noch \u00fcberteuert, aber wir sind froh \u00fcber ein Dach \u00fcber dem Kopf. Wir gehen noch schnell zum Dorfladen und packen nach einer leckeren Portion selbstgekochter R\u00fchreier unsere Schlafs\u00e4cke aus, legen das speckig-abgegrabbelte Bettzeug beiseite und sagen \u201eGute Nacht\u201d. Drau\u00dfen ist es windig und k\u00fchl geworden. Wir schlafen trotz lautem Schafsgeb\u00f6lk schnell ein. Nach ein paar Stunden und viel zu fr\u00fch hei\u00dft es schon wieder aufstehen, denn der vor uns liegende Streckenabschnitt soll ab sechs Uhr morgens bis zum Abend hin durch die chinesischen Bautrupps voll gesperrt sein. Um f\u00fcnf Uhr, kurz vorm Hellwerden, brechen wir mit Herzklopfen zur letzten Etappe bis nach Dushanbe auf. Dass Micha heute Geburtstag hat wird irgendwie zur Nebensache. Sein einziger und bescheidener Wunsch ist, dass wir gut durch den schlimmen Stra\u00dfentunnel am Anzob-Pass kommen.<\/p>\n
Der Anzob-Tunnel (2.650 m): Gruselfahrt durch ein 5-km-Ungeheuer<\/h3>\n
Von anderen Reisenden haben wir geh\u00f6rt, dass der Tunnel am Anzob-Pass wohl die schwierigste H\u00fcrde sei. Durch Schmelzwasser aus den Bergen st\u00e4ndig \u00fcberflutet ist die Durchfahrt besonders f\u00fcr Motorradfahrer ein Abenteuer mit ungewissem Ausgang. Hier will keiner stecken bleiben.
\nNach einer Schotterfahrt durch Baustellen und Schluchten der n\u00f6rdlichen Berge erscheint es dann wie erwartet vor unseren aufgerissenen Augen: das gro\u00dfe schwarze Loch im Berg, aus dem Abgase ans schwache Tageslicht str\u00f6men. Wir stehen angespannt vor dem dunklen Tunneleingang, inmitten einer modderigen Dauerbaustelle. Wir halten kurz inne, Micha spricht mir Mut zu, bevor wir uns in die H\u00f6lle begeben. Er darf ausnahmsweise vorfahren. Als ich die Font\u00e4ne sehe, z\u00f6gere ich einen Moment. Was soll`s, hier m\u00fcssen wir beide durch. Lenker festhalten und blo\u00df nicht anhalten. Mein K\u00f6rper ist angespannt, meine H\u00e4nde zerdr\u00fccken die Lenkergriffe.
\nIm funzelig beleuchteten 5 Kilometer langen Ungeheuer steht nach drei\u00dfig Metern das Wasser etwa kniehoch. Von oben tropft es. Die Luft stinkt, ist feucht und kalt. Der alte Russen-Lastwagen vor uns rumpelt langsam durch die Schlagl\u00f6cher und schl\u00e4gt Wellen. Der Untergrund ist uneben, Schotterhaufen haben sich unter Wasser angesp\u00fclt. Irgendwann erl\u00f6st uns strahlender Sonnenschein am anderen Ende des Tunnels – das wei\u00dfe Licht, von dem Nahtote schw\u00e4rmen. Endlich drau\u00dfen aus dem Loch!!! Micha sch\u00fcttet das Wasser aus seinen Schuhen und dann fahren wir auf glatter Stra\u00dfe mit Ausblick auf die geniale Umgebung im Morgenlicht bergab. Nach der Erleichterung kommt bei mir bald starke M\u00fcdigkeit auf. Der Weg bis in die Hauptstadt zieht sich hin. Als wir mittags in Dushanbe ankommen, dauert es noch fast zwei Stunden, bis wir die ersehnte Unterkunft nahe des Vadanosos-Basars und der deutschen Botschaft gefunden haben. Auf dem kleinen Grundst\u00fcck mit H\u00e4uschen und Garten stellen wir die Motorr\u00e4der ab und bauen das Zelt f\u00fcr drei Tage auf.<\/p>\n
Dieses fremde Video zeigt die Tunneldurchfahrt per Auto:<\/p>\n