{"id":1575,"date":"2008-09-24T21:14:52","date_gmt":"2008-09-24T19:14:52","guid":{"rendered":"http:\/\/www.emmenreiter.de\/?page_id=1575"},"modified":"2016-12-16T07:46:52","modified_gmt":"2016-12-16T05:46:52","slug":"tadschikistan-pamir-highway","status":"publish","type":"page","link":"https:\/\/www.emmenreiter.de\/tadschikistan-pamir-highway\/","title":{"rendered":"Tadschikistan: Mit 20 PS \u00fcber den Pamir-Highway"},"content":{"rendered":"

\"Auf<\/p>\n

Drei-Tages-Tripp von Dushanbe nach Khorog<\/h3>\n

N\u00e4chstes Ziel nach Dushanbe ist Khorog, denn dort beginnt unsere Fahrt durchs Pamirplateau. Es gibt zwei alternative Strecken dorthin. Die l\u00e4ngere S\u00fcdroute \u00fcber Kulyab und danach an der afghanischen Grenze entlang soll ruhiger, abwechslungsreicher und besser befahrbar sein. Wir nehmen also Kurs auf S\u00fcden. Die asphaltierte Stra\u00dfe bis Kulyab f\u00fchrt zun\u00e4chst \u00fcber eine h\u00fcgelige, ausged\u00f6rrte Landschaft. Am Nachmittag kommen wir in Kulyab an und fahren beim Hadlon-Hotel vor. Der gro\u00dfe \u201cLuxus\u201d-Neubau gegen\u00fcber vom Basar wirkt wie ein verwaistes Geisterhaus. Eine Frau wischt am Eingang den Staub von den hochglanzpolierten Treppenstufen. Wir sind die einzigen G\u00e4ste im Hotel. Und es scheint, als w\u00e4re unser Zimmer im zweiten Stock das einzige in Benutzung. Das Wasser im Haus wird zum Abend extra f\u00fcr uns angestellt.
\nNach einer ruhigen Nacht im Hadlon geht\u2019s weiter nach Kalaikhum. Die Stra\u00dfe verl\u00e4uft \u00fcber den Shurabad-Pass (2.200 m). Oben angekommen, treffen wir auf das einzige Auto an diesem Tag. Der Fahrer meint, die Stra\u00dfe soll weiterhin gut bleiben. Die Beschreibung \u201cgut\u201d ist hierzulande vorsichtig zu interpretieren. Nach einem kurzen Kontrollstopp unten am Pass bleibt die Fahrbahn unserem Verst\u00e4ndnis nach n\u00e4mlich alles andere als gut. An dieser Stelle endet die Route in unsere Landkarte. Von Stra\u00dfe kann nicht mehr die Rede sein. Die Umgebung ist allerdings gigantisch. Der schmale und irgendwie erkennbare Weg f\u00fchrt jetzt durch riesige Felsenberge immer am gro\u00dfen Fluss entlang, der Tadschikistan von Afghanistan trennt. Von hier aus k\u00f6nnen wir die Afghanen in ihren tats\u00e4chlich malerischen Bergd\u00f6rfern auf der anderen Seite beobachten. Und auch die Schilder, die vor dem verminten Flussufer warnen, sind nicht zu \u00fcbersehen.<\/p>\n

Die \u00fcberraschende Enduropiste bietet alles, was dazugeh\u00f6rt: Sie treibt unsere MZ um schotterige Kurven, durch trockene und steinige Flussbetten, kurze Zuckersandabschnitte, \u00fcber eine klapprige Eisenbr\u00fccke, durch ein paar Furten und eine grobe Baustelle. Ab und zu gabelt sich der Weg, Schilder Fehlanzeige. Nach sieben Stunden Dauereinsatz haben wir 160 Kilometer abgeritten und kriechen am Wegrand nahe Yoged mit verh\u00e4rtetem Nacken in unsere Schlafs\u00e4cke. Auf der zweiten Etappe \u2013 110 Kilometer bis nach Jamarj-e Bala \u2013 legen wir mittags zum zweiten Mal auf der Reise einen Reparaturstopp wegen einer eingezogenen Speiche bei Michas Hinterrad ein. So ein Zwischenfall macht uns l\u00e4ngst nicht mehr nerv\u00f6s. Nach dem Einsatz einer neuen Speiche fixieren wir alle anderen mit Panzertape und k\u00f6nnen nach zwei Stunden das heilige Werkzeug wieder verstauen. Der dritte und letzte Abschnitt bis nach Khorog l\u00e4uft auf asphaltierter Stra\u00dfe ohne Probleme und wir kommen am fr\u00fchen Nachmittag in der begr\u00fcnten Pamir Lodge an. Nach der staubigen Fahrt auf der S\u00fcdroute ist diese Unterkunft ein kleines Paradies. Wir sp\u00fclen im Wassereimer den gr\u00f6bsten Dreck aus den Jeans und braten uns Kartoffeln mit Eiern zum Abendbrot.<\/p>\n

Khorog (2.000 m): Ausgangspunkt unseres Pamir-Abenteuers<\/h3>\n

Vor uns liegt das zweith\u00f6chste Gebirge der Welt. In der kleinen Stadt am t\u00fcrkisblauen Ab-i-Panj-Fluss k\u00f6nnen wir uns bestens auf den H\u00f6hepunkt unseres Tripps \u2013 den Pamir \u2013 vorbereiten: gutes Benzin und Motoren\u00f6l tanken, sich auf dem Basar mit Essenvorrat eindecken, Dollarscheine am Geldautomaten ziehen und sich in der Internetbude um letzte Dinge f\u00fcr die Chinadurchreise k\u00fcmmern. Unserem Guide, der uns durch China begleiten wird\/muss, liegen jetzt alle (un)n\u00f6tigen Genehmigungen f\u00fcr den Transit vor. Am 22. September um halb Elf treffen wir Abdul an der chinesischen Grenze am Irkeshtam-Pass \u2013 ein spannendes Blind Date.
\nBeim Fr\u00fchst\u00fcck in der Pamir Lodge unterhalten wir uns mit einem jungen P\u00e4rchen aus Frankreich, das die Pamirstrecke gerade hinter sich hat: auf dem Fahrrad! Sehr kalt und windig! Sie haben wie wir vor, den Winter im warmen Indien zu verbringen. Am Abend vor der Abreise in den Pamir treffen wir gl\u00fccklicherweise auf Tatik, der mit seinem Jeep ein paar Touristen nach Murghab f\u00e4hrt und einen 20-Liter-Kanister Benzin f\u00fcr uns mitnehmen kann. Den k\u00f6nnen wir dann 311 Kilometer weiter \u00f6stlich bei ihm in Murghab abholen. Mit dieser Energiereserve schaffen unsere beiden Moppeds die 700 Kilometer bis zur n\u00e4chsten Tankstelle im kirgisischen \u00d6rtchen Sary-Tash. Der jetzige Benzinvorrat an Bord w\u00e4re bei ein paar Abstechern abseits des Highways knapp geworden.<\/p>\n

\u201cPamirskoje Schoccee\u201d: 500 Kilometer durchs hohe Plateau<\/h3>\n

Der Pamir Highway: die Mutter aller Rumpelpisten. So jedenfalls beschreibt ein Journalist die ber\u00fchmte Bergstra\u00dfe in seinem Reiseartikel in der ZEIT. Bevor wir losfahren, sehen wir uns die n\u00e4chsten f\u00fcnfhundert Kilometer auf aufgew\u00fchltem Schotter und zwischen knietiefen Schlagl\u00f6chern hin und her schl\u00e4ngeln. Aber wie in vielen Reiseberichten, die wir vorher gelesen haben, wird gern ein bisschen \u00fcbertrieben. Zwar ist an einigen Stellen des Highways Vorsicht gefragt, aber als wir ab Khorog auf die Pamirstra\u00dfe fahren, haben wir erst einmal eine l\u00e4ngere Strecke Asphalt in recht passablem Zustand unter den R\u00e4dern. Darauf rollen wir relativ schnell \u2013 mit 60 km\/h \u2013 vorbei an kleinen D\u00f6rfern, Feldern und immer am hellblauen Fluss entlang.
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