{"id":1698,"date":"2008-11-10T20:21:12","date_gmt":"2008-11-10T18:21:12","guid":{"rendered":"http:\/\/www.emmenreiter.de\/?page_id=1698"},"modified":"2016-12-16T10:30:55","modified_gmt":"2016-12-16T08:30:55","slug":"abschied-aus-pakistan","status":"publish","type":"page","link":"https:\/\/www.emmenreiter.de\/abschied-aus-pakistan\/","title":{"rendered":"Abschied aus Pakistan"},"content":{"rendered":"

\"Abschied\"<\/h3>\n

Letzte Tage in Lahore<\/h3>\n

Lahore ist eine Metropole und nicht in ein paar Tagen zu erkunden. Wir widmen der Stadt am Ende eine ganze Woche. Wir wagen uns auf die lauten, dreckigen Stra\u00dfen. Die Fahrt in der Moped-Rickscha ist ein Erlebnis f\u00fcr sich. Eine Achterbahnfahrt mit 30 Km\/h und 100 Dezibel. Wenn es zu stressig wird, setzen wir uns mit anderen Reisenden einfach auf die Hotelterrasse oder gehen in den gro\u00dfen, ruhigen Park.
\nAuf dem Weg in den Park landen wir einmal aus Versehen im daneben liegenden Zoo. Jetzt erfahren wir, wie sich Promis auf der Stra\u00dfe f\u00fchlen m\u00fcssen. Eine Stunde lang werden wir ununterbrochen fotografiert: vor dem Elefanten, mit Kleinkindern an der Hand, erst zusammen, dann getrennt. Wir sind die Hauptattraktion im Lahore Zoo und k\u00f6nnen uns nirgends verstecken. An diesem Nachmittag haben wir uns auf etlichen Fotokameras verewigen lassen und viele Pakistaner damit sehr gl\u00fccklich gemacht.<\/p>\n

Mit den Sufis im Schrein<\/h3>\n

Pakistan gilt als Wiege des Sufismus. Am Donnerstag ist Sufinacht in Lahore. Diesen Event wollten wir auf keinen Fall verpassen. Dank unseres Hotelbesitzer Malik, selbst Sufi und gut vernetzt in der Szene, k\u00f6nnen wir als Ausl\u00e4nder und ich als Frau an der Sufizeremonie teilnehmen. Die Sufis verstehen sich als Muslime, die sich auf spirituelle, ekstatische Weise und unter Gebrauch von Rauschmitteln wie Haschisch n\u00e4her zu Gott bringen. Sie stehen f\u00fcr einen mystischen Islam, Gewalt lehnen sie ab. Um zehn Uhr abends fahren wir in den Schrein der Sufigruppe. In dem Tempel ist ein verehrter F\u00fchrer der Sufis begraben. Im Innenhof des Schreins sitzen bereits hunderte M\u00e4nner dicht an dicht auf dem Boden und lauschen den eingehenden Kl\u00e4ngen der gewaltigen Bauchtrommel. Mithu Saeen \u2013 taubstumm, ein Star der Szene und ein weltbekanntes Genie auf seinem Instrument \u2013 bringt die Sufis \u00fcber stundenlanges Trommeln in Ekstase. Wir ziehen wie alle die Schuhe aus und werden auf die Treppe an der Seite des Hofes platziert: ein Platz extra f\u00fcr die ausl\u00e4ndischen Besucher der Sufinacht. Wir beobachten das Treiben. Immer wieder rufen die M\u00e4nner \u201e Julelal!\u201d Der Rau(s)ch der unz\u00e4hligen Joints legt sich wie eine Decke \u00fcber den Hof. Teilweise ziehen die M\u00e4nner an sechs Joints gleichzeitig den Haschischrauch in ihre Lungen. Sp\u00e4ter treten noch Mithus Bruder Gonga mit zwei anderen Trommlern in die Hofmitte. Die verehrten Stars schlagen unglaubliche T\u00f6ne in tausenden Rhythmen an. Die Verbindung zu Gott ist hergestellt. Bevor es zu wild wird, lassen wir die Sufis in ihrem heiligen Rausch allein und fahren mit dem Sufisound im Ohr durchs n\u00e4chtliche Lahore ins Hotel zur\u00fcck.<\/p>\n

Wagah-Border: Pakistan, Sindabad!<\/h3>\n

\"Wagah-Spektakel\"<\/p>\n

8. November. Wir verbringen nach genau sechs Wochen unseren letzten Tag in Pakistan, und zwar direkt in Wagah an der Grenzstation. Wir haben uns gut und mit Hupe aus Lahore heraus man\u00f6vriert \u2013 zwei MZ zwischen \u00fcberbeladenen Fahrradfahrern, Eselskarren, Mopped-Rikschas, Fu\u00dfg\u00e4ngern, Tieren, LKWs und Bussen vorbei an fliegenden Obsth\u00e4ndlern und Gark\u00fcchen am Stra\u00dfenrand.
\nDie pakistanische Grenze zu Indien ist die Bunteste, die wir je erleben. Kleine St\u00e4nde verkaufen Getr\u00e4nke, Snacks und B\u00fccher. Wir quartieren uns f\u00fcr heute Nacht in dem kleinen Hotel mit Garten vor Ort ein. Danach, um halb vier, d.h. nach Grenzschluss, str\u00f6men wir zusammen mit tausenden Pakistanis ins Stadion, das beide Seiten des Grenztores zwischen Pakistan und Indien umringt. Hier findet gleich f\u00fcr etwa eine halbe Stunde, wie jeden Tag um diese Zeit, ein einzigartiges Spektakel statt: Die sorgf\u00e4ltig ausgew\u00e4hlten Soldaten beider L\u00e4nder \u2013 riesige, starke und h\u00fcbsche M\u00e4nner \u2013 zelebrieren im Gegen\u00fcber in einer unterhaltsamen Weise ihre St\u00e4rke und Macht. W\u00e4hrend die stolzen Soldaten bei zackigen Marscheinlagen ihre Beine bis \u00fcber den Kopf nach oben rei\u00dfen und ihre metallbeschlagenen Stiefel auf den Boden stampfen, schallen aus den getrennten M\u00e4nner- und Frauenbl\u00f6cken die Sprechch\u00f6re: \u201ePakistan Sindabad! Pakistan Sindabad!\u2026\u201d Lang lebe Pakistan! Die Atmosph\u00e4re gleicht einem Finalspiel im Fu\u00dfballstadion. Man bekommt G\u00e4nsehaut. Auf der indischen Seite der Grenze erwidern die Menschen \u201eHindustan Sindabad!\u201d Am Ende reichen sich Soldaten beider Seiten die H\u00e4nde und holen zeitgleich ihre Landesfahnen vom Mast. Die Grenze ist f\u00fcr heute geschlossen. Die Sonne ist fast untergangen und jetzt verlassen alle gl\u00fccklich den Schauplatz.<\/p>\n

\"Wagah-Publikum\"

Unsere Anwesenheit an der Wagah-Border l\u00f6st pl\u00f6tzlich eine lustige Hysterie bei den M\u00e4dchen aus.<\/p><\/div>\n

Fasziniert vom Stolz der Pakistanis legen wir uns schlafen. Ein eingebranntes Erlebnis zum Abschied denken wir und fahren am n\u00e4chsten Morgen gelassen und mit freundlichen Beamten auf beiden Seiten \u00fcber diese Grenze. Pakistan hat uns in sechs Wochen wie kein anderes Land beeindruckt. Jeder in diesem Land ist uns beiden mit Respekt und Ehre begegnet. Die Pakistaner sind unheimlich stolz auf jeden, der ihr Land besucht und sie geben alles, um ihren G\u00e4sten zu beweisen, dass Pakistans Volk friedliche und herzliche Menschen sind. Wir haben Pakistan als gro\u00dfe positive \u00dcberraschung erlebt und mit diesem Gl\u00fccksgef\u00fchl ziehen wir nach Indien weiter….<\/p>\n

Reise-Abenteuer: Von der Haust\u00fcr zum Himalaja und zur\u00fcck
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n\u00e4chste Reisegeschichte ><\/a><\/strong>
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< zur\u00fcck zur Karte<\/a><\/strong><\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"

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