{"id":1726,"date":"2008-12-12T21:08:15","date_gmt":"2008-12-12T19:08:15","guid":{"rendered":"http:\/\/www.emmenreiter.de\/?page_id=1726"},"modified":"2016-12-16T07:41:55","modified_gmt":"2016-12-16T05:41:55","slug":"indien-taj-mahal","status":"publish","type":"page","link":"https:\/\/www.emmenreiter.de\/indien-taj-mahal\/","title":{"rendered":"Taj Mahal, Ochsenkarren und Tigerspuren"},"content":{"rendered":"
\"Am

Besucherinnen am Taj Mahal, Agra 2008 \u00a9 emmenreiter.de<\/p><\/div>\n

\u00dcberland von Rishikesh bis Agra<\/h3>\n

Nach einer unspektakul\u00e4ren Nacht in Kashipur hei\u00dft es Abfahrt nach Budaun. Die eher unbekannten St\u00e4dte bilden unsere Route zur K\u00fcste, auf der wir die H\u00f6lle Dehli weitr\u00e4umig umfahren. Seit die Hauptstadt an ihrem Metronetz baut, sind die stickigen, hektischen Staus noch schlimmer. Wir sparen viel Zeit und Nerven. Wir nehmen die Landstra\u00dfen. Morgens als wir losfahren, liegt \u00fcber den abgeernteten Zuckerrohrfeldern und kleinen D\u00f6rfern Indiens noch diesiger Nebel, durch den die Palmen und B\u00e4ume in der Gegend schimmern. An manchen Stellen sitzen ganze Familien von Rhesusaffen auf dem Feld, lausen sich gegenseitig und suchen nach Essbarem. Noch ist relativ wenig Verkehr. Der Fahrtwind ist k\u00fchl. Die Inder haben ihre K\u00f6pfe und d\u00fcnnen, braunen K\u00f6rper in Decken und T\u00fccher geh\u00fcllt. Am Stra\u00dfenrand sind M\u00e4nner und Jungen auf gro\u00dfen klapprigen Fahrr\u00e4dern unterwegs in den n\u00e4chsten Ort. Auf der Holzpritsche eines Ochsenkarrens, den wir \u00fcberholen, sitzen Alte, Frauen und Kinder eng zusammen gefercht und lassen sich noch m\u00fcde irgendwo hin kutschieren. Alte abgeruckelte Busse hetzen wieder \u00fcber beide Fahrspuren, tr\u00f6ten und dr\u00e4ngeln ohne Sinn und Verstand. Alles und jeder, der nicht gr\u00f6\u00dfer als der Bus ist, soll weichen. Drau\u00dfen unter den Busfenstern h\u00e4ngen die Kotzspuren ihrer durchgesch\u00fcttelten Fahrg\u00e4ste. Es ist nicht m\u00f6glich, sich die Wut \u00fcber die Busfahrer den ganzen Tag zu verkneifen. Mindestens einmal muss aus voller Kehle unterm Helm gebr\u00fcllt werden, um der angestauten Aggression Luft zu machen. Ansonsten kommen wir mit Indiens Verkehrsregeln gut klar.
\nWir durchfahren auf dem Weg nach Budaun verschiedene D\u00f6rfer und kleine St\u00e4dte. Ihre Stra\u00dfen sind meistens eng, bunt und gut gef\u00fcllt. Hunde und K\u00fche schlafen im Seelenfrieden auf dem Asphalt und baden sich im L\u00e4rm. Hier in Indien kommen neben Rindern noch Schweine hinzu, die sich mit ihrem R\u00fcssel durch die M\u00fcllberge in den Stra\u00dfenecken w\u00fchlen und die Schei\u00dfe aus der Gosse fressen. Dass sich Vieh und Mensch die Stadt teilen, ist hier tats\u00e4chlich das Normalste der Welt.
\nAuf unserem Weg bis nach Indien konnten wir uns gl\u00fccklicherweise St\u00fcck f\u00fcr St\u00fcck an so manche Anblicke und menschliche Eigenarten gew\u00f6hnen, so dass uns nichts mehr schockieren kann. Wir haben ziemlich fr\u00fch gelernt, unser Verst\u00e4ndnis von deutscher Gr\u00fcndlichkeit abzuschalten. Viele Dinge sind so zu nehmen, wie sie sind. Angefangen von stets leckenden Wasserleitungen \u00fcber den hohen Ger\u00e4uschpegel bis hin zu den K\u00fcchenfu\u00dfb\u00f6den, von denen man definitiv niemals essen kann. Aber auch solche Dinge sorgen auf unserer Reise f\u00fcr unvergessliche Details aus dem Leben anderer Kulturen.<\/p>\n

Ein Nachmittag in Budaun<\/h3>\n

Auf unserem langen Weg finden wir auch ein Hotel, mitten im Basartreiben. Ausl\u00e4nder sind hier eine echte Abwechslung und wir sind nur noch in unserem Hotelzimmerchen ungest\u00f6rt. Naja, wenn nicht st\u00e4ndig das halbe Personal anklopft, um durch den T\u00fcrspalt nachzusehen, ob alles in Ordnung ist. Wir wagen uns sogar mit der Kamera raus auf die Stra\u00dfe, als wir Mineralwasser besorgen und Abendessen gehen wollen. Die kindliche Neugier der Menschen am\u00fcsiert uns immer wieder, obwohl es manchmal harte Arbeit ist, durch die Gassen zu schlendern. Kinder laufen uns lachend hinterher. Die Verk\u00e4ufer und Handwerker vor ihren kleinen L\u00e4den staunen \u00fcber die gro\u00dfe Frau und den glatzk\u00f6pfigen Typen. An der Stra\u00dfenk\u00fcche finden wir was Warmes zu essen: Linsencurry, Samosa und Chapati. Danach l\u00e4dt uns eine liebe und aufgeregte Inderin auf einen Willkommenstee in den Innenhof ihres kleinen Hauses gleich um die Ecke ein. \n\n\n \t\t\n\t\t\t\t