{"id":2675,"date":"2009-05-08T19:44:52","date_gmt":"2009-05-08T17:44:52","guid":{"rendered":"http:\/\/www.emmenreiter.de\/?page_id=2675"},"modified":"2016-12-16T10:30:18","modified_gmt":"2016-12-16T08:30:18","slug":"abenteuer-indien-ruhige-letzte-tage","status":"publish","type":"page","link":"https:\/\/www.emmenreiter.de\/abenteuer-indien-ruhige-letzte-tage\/","title":{"rendered":"Abenteuer Indien: Ruhige letzte Tage"},"content":{"rendered":"

\"Indien_Ganges\"<\/p>\n

Rishikesh: Warten aufs Iranvisum<\/h3>\n

Mitte April. Ein Monat Nepal ist im Flug vergangen und wir fahren zum zweiten Mal in Indien ein. Bis die sehnlich erwartete DHL Express Sendung mit den Iranvisa von Berlin nach Amritsar unterwegs ist, wollen wir noch einmal ein paar Tage in der Yogawelthauptstadt Rishikesh in Nordindien verbringen. Die Stadt am heiligen Ganges ist uns seit unserem ersten Besuch im November letzten Jahres in guter Erinnerung geblieben. Bestens geeignet, um Energie f\u00fcr die anstehende R\u00fcckreise durch die W\u00fcsten Pakistans und Irans aufzutanken.
\nNach \u00dcberfahrt der nepalesischen Grenze am 13. April und einer Zwischen\u00fcbernachtung in Kashipur d\u00fcsen wir also mit den Emmen in den noch nicht so hei\u00dfen Morgenstunden los nach Rishikesh. Im Umkreis der Stadt qu\u00e4len wir uns durch einen irren Ameisenhaufen von blauen, ohrenbet\u00e4ubenden Autorickschas bis hoch auf den H\u00fcgel, wo ein paar nette Gasth\u00e4user und eine indische \u201eDeutsche B\u00e4ckerei\u201d schon auf uns warten. Es ist erst neun Uhr morgens, die Sonne erhitzt bereits die Luft und die Trockenheit der indischen Wintermonate hat der Gegend um Rishikesh fast ihre ganze gr\u00fcne Farbe genommen. Nur der Ganges schimmert noch milchig gr\u00fcn. Immerhin hat jetzt die Mango-Saison begonnen. Darauf warten wir schon seit Beginn unseres Indienabenteuers.<\/p>\n

Hitzewelle<\/h3>\n

Wir nutzen die Zwangswartezeit zum Recherchieren, Schreiben und Entspannen, sofern es die Hitze zul\u00e4sst. F\u00fcr April ist es hier viel zu hei\u00df. Die Temperaturen steigen jeden Tag ein bisschen an \u2013 auf etwa vierzig Grad im Schatten. Die lokalen Zeitungen berichten \u00fcber Todesf\u00e4lle durch Hitzeschlag und der Deckenventilator wirbelt 24 Stunden lang stickige Luft durchs Zimmer. Unter dem Moskitonetz staut sich nachts die K\u00f6rperw\u00e4rme, so dass nur noch ein nasses Handtuch auf der Haut ein bisschen Tiefschlaf erm\u00f6glicht. Zur Abk\u00fchlung nimmt Micha tags\u00fcber ein eiskaltes und segnendes Bad im Ganges. In Rishikesh ist der heilige Hindufluss n\u00e4mlich noch (augenscheinlich) sauber. Weil Frauen nur in Kleidern baden d\u00fcrfen, bleibe ich mit Schwei\u00dfflecken auf dem T-Shirt am Ufer stehen.<\/p>\n

Babaji massiert<\/h3>\n

Gleich gegen\u00fcber von unserem Gasthaus entdecken wir das winzige „Baba Massage Center“ \u2013 angeblich die \u00e4lteste Massagestube in Rishikesh. Baba Balwant Singh (alias Babaji) hat es 1961 im Alter von 89 Jahren gegr\u00fcndet, nachdem er von einer langen Wanderschaft durch Indien mit traditionellen Ayurveda-Kenntnissen hierher zur\u00fcckkam. Wir sp\u00fcren auf einmal die Verspannungen im Nacken und belohnen uns mit der allerersten Massage auf unserer ganzen Reise.
\nZu hundert Prozent entkleidet liege ich morgens um Neun vor einer fremden Inderin mit dem R\u00fccken auf dem Boden. Ich sch\u00e4me mich auf einmal. In den letzten Monaten habe ich mich daran gew\u00f6hnen m\u00fcssen, m\u00f6glichst wenig Haut zu zeigen. Die Inderin \u00f6lt nun meinen ganzen K\u00f6rper bis in die Haare ein, massiert mich von den Finger- bis Zehenspitzen mit H\u00e4nden und F\u00fc\u00dfen. Hinter der Wand h\u00f6re ich, wie gleichzeitig ein Inder Micha ayurvedisch auf den R\u00fccken klatscht. Nach einer Stunde stehe ich mit fettigem Strubbelkopf und total benommen, aber gl\u00fccklich von der Matratze am Boden auf.
\nRishikesh ist f\u00fcr uns ein Schlemmerparadies. Insbesondere, wenn man aus Nepal kommt und Reis mit Linsensuppe satt hat. Zusammen mit Mark und Maggi, die wir hier kennen lernen, sitzen wir ein paar mal stundenlang im kleinen Gartenrestaurant zusammen und verschlingen dunkle Yakk\u00e4sebrote und kalten Mangolassi. Die beiden Schweizer, die seit 26 Jahren in Australien leben, sind zusammen auf einer BMW in ihre alte Heimat unterwegs. Wir nehmen sie mit zu einem Spaziergang ans Gangesufer \u2013 zur allabendlichen Sonnenuntergangszeremonie der Hare Krishnas. \n\n\n \t\t\n\t\t\t\t