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Polizei- und Medienrummel in Rahimyar Khan<\/h3>\n
447 Kilometer und acht Stunden Emmenfahrt – diese Etappe ist ein Rekord. Kein Wunder, dass sich alle um uns scharen, als wir am Nachmittag in Rahimyar Khan vor dem Hotel anhalten. Auf der Stra\u00dfe staut sich der Moped-, Esel- und Rikschaverkehr, weil jeder sehen will, was los ist: Zwei Deutsche auf dem Motorrad sind in der Stadt! Verschwitzt w\u00fchlen wir uns mit Sack und Pack zur Hotelt\u00fcr durch, wo wir herzlich empfangen werden. Wir kommen mit Abu Bakar, dem netten Manager des Hotels, ins Gespr\u00e4ch und reden \u00fcber unsere Route nach Quetta. Unsere Frage, ob Quetta derzeit unbedenklich sei, bringt unbemerkt eine Sicherheitslawine ins rollen. Als wir uns auf dem Zimmer dem einge\u00fcbten Ankunftsprozedere widmen (Helme\/Taschen entstauben, Shirt\/Socken durchsp\u00fclen, duschen), klopfen zwei Polizeibeamte an unsere T\u00fcr. F\u00fcnf Minuten sp\u00e4ter sitzt Micha im Sandwich zwischen zwei bewaffneten Polizisten auf einer niedlichen 125er und ich bei Abu Bakar hinten auf dem Moped. Der Manager hat es gut gemeint und sich bei der lokalen Polizei um unsere Sicherheit beworben. Nun bringt man uns kurz zur Wache und ruckzuck ist ein Begleitteam zusammengestellt. Ab jetzt haben wir immer zwei Uniformierte in der N\u00e4he und es scheint, eine willkommene Abwechslung f\u00fcr die M\u00e4nner zu sein.
\nZur\u00fcck im Hotel warten zwei Herren von der Zeitung an der Rezeption auf uns. Ein Interview, bitte! Als wir uns am Abend endlich zur\u00fcckziehen wollen, klopft au\u00dferdem das Zeitungs- und Kamerateam von Express News Pakistan an die T\u00fcr. Auf dem h\u00e4sslichen Sofa wird schnell ein Interview aufgenommen. Die Polizei steht daneben und genie\u00dft das Theater, bevor sie die ganze Nacht auf dem Hotelflur Wache schiebt. Vermutlich haben die Officers selbst die Journalisten informiert. Sp\u00e4testens morgen wei\u00df also jeder, dass zwei Deutsche mit dem Motorrad auf dem Weg an die afghanische bzw. iranische Grenze sind. Das zeigt doch, dass das Polizeiaufgebot wegen Ausl\u00e4ndern derzeit wohl eher ein Statusakt statt einer ernsten Sicherheitsma\u00dfnahme ist. Zehn nach Sechs fahren wir nach einer kurzen Nacht aus Rahimyar Khan davon \u2013 vor uns der Toyota-Pickup der Polizei mit dem Kameramann von gestern Abend auf der Ladefl\u00e4che, der noch ein paar Fahraufnahmen braucht. Die Eskorte wird auf der Strecke bis nach Sukkur etwa drei, vier Mal wechseln.<\/p>\n
Rumpelritt durch Sindh<\/h3>\n
Wir haben gerade die relativ gr\u00fcne Punjab-Region verlassen und das eher karge Sindh erreicht. In der Stadt Sukkur verabschiedet sich pl\u00f6tzlich der Wagen der letzten Eskortabl\u00f6sung und verschwindet aus unseren R\u00fcckspiegeln. Zum Gl\u00fcck, denn sein Fahrer hat wohl noch gepennt und wir sind mit vierzig km\/h durch die Gegend geeiert. Ab nun sind wir auf dem National Highway 65 in nordwestlicher Richtung unterwegs. Die Stra\u00dfe ist viel befahren und der Asphalt stark zerfressen. Eine echte Rumpelpiste. Der flache Boden in der Umgebung gleicht einer Mondlandschaft \u2013 eine wei\u00dfstaubige und steinige Gegend. Da Fr\u00fchst\u00fccken beim Fr\u00fchaufstehen wegf\u00e4llt, melden sich sp\u00e4testen Mittags unsere M\u00e4gen. Als wir in Shikarpur an einer Kreuzung Pause machen und gleichzeitig nach dem richtigen Weg fragen, haben wir sofort wieder neue freundlich-neugierige Polizisten zur Stelle, die uns bis vor die Zimmert\u00fcr des Greenland Hotels im zugestaubten Jacobabad man\u00f6vrieren.
\nDiese Etappe war anstrengend. Uns fehlt Schlaf. Die Luft im fast fensterlosen Hotelzimmer ist zum Zerschneiden dick und aus dem Wasserhahn l\u00e4uft nur warmes Wasser. Wir legen uns mit nassen Lappen auf dem Kopf auf die Matratze und stellen f\u00fcr heute jede Bewegung ein. So wie die drei blassen Gekkos, die an der Wand auf Insekten lauern. Auf dem Hotelflur sitzt die neue, \u00f6rtliche Mannschaft der Polizeieskorte und steht Spalier, sobald wir uns bewegen. Nat\u00fcrlich m\u00f6chte sich jeder pers\u00f6nlich bei uns vorstellen: \u201eHow are you, Mister? How is your wife? Most welcome to Pakistan!\u201d Diesmal verlassen wir das Zimmer erst wieder, als wir am n\u00e4chsten Morgen weiter wollen.<\/p>\n
Balutschistan: Durch die Mondlandschaft nach Quetta<\/h3>\n
Kurz hinter Jacobabad passieren wir die Grenze zu Balutschistan und der Highway ist wieder im Tip-Top-Zustand. Mit der Eskorte vorweg brausen wir durch die Steinw\u00fcste Balutschistans davon. Ein paar Mal zwingt uns der Polizeiwechsel zur Pause \u2013 meistens irgendwo im Nichts. Jetzt sind sogar manchmal zwei Polizisten auf einer 100ccm Yamaha unsere nett gemeinte Sicherheitsgarantie. Wir k\u00f6nnen auf der ganzen Strecke keine Bedrohung wahrnehmen. Nicht nur die Polizei, auch alle anderen auf der Stra\u00dfe oder in den D\u00f6rfern vermitteln eine gelassene Atmosph\u00e4re. Nach drei Stunden passieren wir Sibi und biegen ab auf eine wellige Fahrbahn durch die vegetationslose H\u00fcgellandschaft, die uns nach Quetta bringt. Fast unbemerkt knattern wir in den n\u00e4chsten drei Stunden Fahrt \u00fcber die 87 Kilometer des legend\u00e4ren Bolan-Passes. Hier haben seit vielen Jahrhunderten Nomaden, H\u00e4ndler und Soldaten zwischen Zentralasien und Indien verkehrt. Stellenweise rollen unsere Emmen \u00fcber Schotterabschnitte und sammeln den wei\u00dfen, balutschistanischen W\u00fcstenstaub ein.
\nQuetta ist voller Polizei und Milit\u00e4r. Bei Einfahrt in die wuselige Stadt sirent der Toyota Hilux der Eskorte den Weg frei. Hinter uns f\u00e4hrt ein zweiter Wagen mit drei weiteren bewaffneten M\u00e4nnern auf der Ladefl\u00e4che. Naja, immerhin hat das ganze Aufgebot pl\u00f6tzlich was Gutes, als Michas Vorderrad beim leichten Bremsen auf dem glatt geschliffenen Asphalt zur Seite rutscht und Emme plus Reiter zum Erliegen bringt. Die Eskorte regelt sofort den Verkehr und verhindert die obligatorische Menschentraube ums Geschehen. Mit leicht verbogenen Alukoffertr\u00e4gern und schiefem Lenker f\u00e4hrt Micha ganz sch\u00f6n bleich im Gesicht weiter bis zum Hotel. Der linke Daumen hat was abgekommen und schwillt an. Der rechte Fu\u00df, der zwischen Alukoffer und Asphalt eingeklemmt war, genauso. Wir gehen am besten gleich zum R\u00f6ntgen ins Krankenhaus.<\/p>\n
Daumen hoch!<\/h3>\n
Im Sandeman Zivil Hospital von Quetta sind Ausl\u00e4nder nicht oft zu Besuch. Der rauchende Typ an der Rezeption der Notaufnahme tippt \u201ePatient: Maikal\u201d in den Computer. Wir bezahlen 20 Rupien (etwa 15 Cent) Geb\u00fchr. Dann f\u00fchren uns irgendwelche M\u00e4nner voller Freude in den R\u00f6ntgenraum. Micha in seinem wei\u00dfen Pakistani-Hemd ist der Einzige im ganzen Hospital, der wie ein Arzt aussieht. Keiner der f\u00fcnf Typen verl\u00e4sst den Raum, als Michas Hand bestrahlt wird. Neugier geht \u00fcber eine Strahlendosis. Der Ring bleibt auch erstmal am Finger. Solange wir auf dem Flur auf die R\u00f6ntgenbilder warten, m\u00f6chte irgendwer Micha gerne eine Injektion verpassen. Die Ampulle und Nadel hat er schon in der Hand. Wozu die allerdings gut sein soll, kann er uns nicht verst\u00e4ndlich machen. Micha lehnt freundlich und dankend ab. Die anschlie\u00dfende Diagnose ist eindeutig: glatter Bruch am Daumen. Kn\u00f6chel zum Gl\u00fcck nur verstaucht. Sofort kommt das n\u00e4chste Team zum Einsatz. Drei M\u00e4nner gleichzeitig dr\u00fccken Michas Daumenknochen in die richtige Position zur\u00fcck. Ich muss dabei zugucken, wie Michas Schmerz verzerrtes Gesicht immer wei\u00dfer wird und sein Kreislauf schlapp machen will. Hoffentlich wissen die, was sie tun! Mit frischem Gips und Daumen hoch an der Hand verlassen wir nach einer halben Stunde erleichtert das Hospital und hoffen, dass Kuppeln weiterhin m\u00f6glich ist.<\/p>\n
<\/a><\/a><\/p>\nZum Wunden lecken ist das Hotel, in dem wir untergekommen sind, ein guter Ort. Es hat einen gr\u00fcnen, herrlich ruhigen Innenhof. Die Schweizer Jan und Karin sind au\u00dfer uns die einzigen G\u00e4ste hier. Mit den Beiden verbringen wir zwei sch\u00f6ne erste Tage, bevor sie in ihrem Toyota Landcruser nach Lahore abhauen.
\nVom Visaagenten in Berlin haben wir trotz Betteln um ein Zeichen nicht erfahren, ob die Iranvisa wie versprochen unterwegs nach Quetta sind. Als wir telefonisch nachhaken, hei\u00dft es nur, dass Herr Haase gerade in Nepal ist. Na toll! Immerhin hat er eine kompetente Kollegin, die uns am 8. Mai endlich die Dokumente per DHL Express nach Quetta schickt und uns erstmals korrekt informiert, ab wann und wie lange die Visa g\u00fcltig sind. Sobald wir die Grenze in den Iran \u00fcberschreiten, haben wir volle drei\u00dfig Tage Zeit f\u00fcrs Land. Eine gute Nachricht. Der Schneider um die Ecke n\u00e4ht Micha einen langen Rei\u00dfverschluss in den \u00c4rmel der Motorradjacke, damit sie \u00fcber den Gipsarm passt. Am 11. Mai soll die DHL-Sendung im Hotel sein und am n\u00e4chsten Morgen wollen wir dann auf die letzten beiden Etappen zur iranischen Grenze nach Taftan aufbrechen. Den gl\u00fccklichen Pakistaner vorm Hotel mit seiner knallgelben Brille nehmen wir als gutes Omen f\u00fcr die Weiterreise gen Heimat.<\/p>\n
Neugier auf Persien<\/h3>\n
Wir sind neugierig auf den Iran. Wahrscheinlich das i-T\u00fcpfelchen auf unserer Reise entlang der alten Seidenstra\u00dfen \u2013 auch wenn wir ein paar lange, einsame Streckenabschnitte auf den W\u00fcstenhighways der persischen Hochebene zur\u00fccklegen m\u00fcssen. Iran wird mit Sicherheit seinem schlechten Ruf in der westlichen Welt nicht gerecht. Wir wollen uns ein eigenes Bild machen: von der h\u00f6flichen, herzlichen Art der Perser, vom altorientalischen Flair in Isfahan und Yazd, vom noch irreren Fahrstil der Iraner und vielleicht einen Blick hinter die Kulissen der Metropole Teheran werfen. Wie werden wir das Land der Arier erleben?<\/p>\n
Reise-Abenteuer: Von der Haust\u00fcr zum Himalaja und zur\u00fcck
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\n < zur\u00fcck zur Karte<\/a><\/strong><\/p>\n","protected":false},"excerpt":{"rendered":"Pakistan, zweiter Teil 3. Mai. Zur\u00fcck in Pakistan, zur\u00fcck in Lahore. Die Stadt kennen wir doch und zum Gl\u00fcck fahren wir an einem Sonntag ein. Denn heute ist mindestens die H\u00e4lfte weniger Verkehr auf den Stra\u00dfen unterwegs. Wir kommen also ohne Probleme zum Zentrum durch, wo wir an bekannter Stelle Mittagspause machen, bevor wir auf…<\/p>\n","protected":false},"author":2,"featured_media":158,"parent":0,"menu_order":0,"comment_status":"open","ping_status":"open","template":"","meta":{"ngg_post_thumbnail":0,"_links_to":"","_links_to_target":""},"tags":[366],"_links":{"self":[{"href":"https:\/\/www.emmenreiter.de\/wp-json\/wp\/v2\/pages\/2689"}],"collection":[{"href":"https:\/\/www.emmenreiter.de\/wp-json\/wp\/v2\/pages"}],"about":[{"href":"https:\/\/www.emmenreiter.de\/wp-json\/wp\/v2\/types\/page"}],"author":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/www.emmenreiter.de\/wp-json\/wp\/v2\/users\/2"}],"replies":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/www.emmenreiter.de\/wp-json\/wp\/v2\/comments?post=2689"}],"version-history":[{"count":0,"href":"https:\/\/www.emmenreiter.de\/wp-json\/wp\/v2\/pages\/2689\/revisions"}],"wp:featuredmedia":[{"embeddable":true,"href":"https:\/\/www.emmenreiter.de\/wp-json\/wp\/v2\/media\/158"}],"wp:attachment":[{"href":"https:\/\/www.emmenreiter.de\/wp-json\/wp\/v2\/media?parent=2689"}],"wp:term":[{"taxonomy":"post_tag","embeddable":true,"href":"https:\/\/www.emmenreiter.de\/wp-json\/wp\/v2\/tags?post=2689"}],"curies":[{"name":"wp","href":"https:\/\/api.w.org\/{rel}","templated":true}]}}