{"id":2703,"date":"2009-05-27T20:21:33","date_gmt":"2009-05-27T18:21:33","guid":{"rendered":"http:\/\/www.emmenreiter.de\/?page_id=2703"},"modified":"2016-12-16T08:02:56","modified_gmt":"2016-12-16T06:02:56","slug":"zentral-iran-von-der-hoehle-in-die-hoefe","status":"publish","type":"page","link":"https:\/\/www.emmenreiter.de\/zentral-iran-von-der-hoehle-in-die-hoefe\/","title":{"rendered":"Zentral-Iran: Von der H\u00f6hle in die H\u00f6fe"},"content":{"rendered":"
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In einer Moschee in Yazd, Iran 2009 \u00a9 emmenreiter.de<\/p><\/div>\n

Meymand: Wohnen wie Fred und Wilma<\/h3>\n

Zweitausend, dreitausend oder viertausend Jahre \u2013 die Iraner sind sich nicht einig, wie alt das H\u00f6hlendorf Meymand ist. Von den Kaluts aus sind wir den ganzen Tag lang dorthin unterwegs. Als wir ankommen, sind nicht viele Leute zu sehen. Das Dorf wirkt wie eine M\u00e4rchenkulisse. Die wenigen Familien, die noch wie eh und je in Meymand leben, haben sich in einige der 2560 dunklen H\u00f6hlen verkrochen. Im Sommer ziehen manche Familien mit ihren Schafen in einfache H\u00fctten auf nahe Weidefl\u00e4chen um.
\nYaser, ein junger Familienvater und echter Meymander, f\u00e4ngt uns auf der ruhigen Stra\u00dfe ab und l\u00e4dt uns in sein H\u00f6hlenhaus ein. Eigentlich suchen wir nach einem Pl\u00e4tzchen, wo wir unsere eigene H\u00f6hle aufstellen k\u00f6nnen, aber Yaser besteht auf unseren Besuch. Er spricht ein paar Worte Englisch und macht einen kindlich-wissbegierigen Eindruck. Seine beiden f\u00fcnfj\u00e4hrigen Zwillingss\u00f6hne, seine Frau, Schwiegermutter, Uroma und die Henne mit ihren zehn K\u00fcken bewohnen mindestens drei H\u00f6hlen. Davon ist eine f\u00fcr Besucher wie uns reserviert. Wir ziehen in die H\u00f6hle ein, die tausende Jahre zuvor von Menschenhand in den Berg geschlagen wurde. Keine Ahnung, wie alt die schwere, dicke Holzt\u00fcr am Eingang ist. Die Decke im Innern ist schwarz vom Feuer. Auf dem Boden sind traditionelle Teppichfetzen ausgelegt. An die Felswand ist ein Lampenkabel genagelt. Es gibt also Strom und nebenan sogar einen K\u00fchlschrank. Genauso wohnt Familie Feuerstein! M\u00fcde vom Fahrtag legen wir uns fr\u00fch auf den H\u00f6hlenboden und schlafen fest ein: Gute Nacht, Fred. Gute Nacht, Wilma.
\nWir schleichen den ganzen n\u00e4chsten Morgen durchs Dorf und werfen erstaunliche Blicke in die verlassenen und noch bewohnten H\u00f6hlen. Die Frauen in Meymand wirken wie Fabelwesen. Die alte Salma ist gerade vom Kr\u00e4utersammeln zur\u00fcck und br\u00fcht uns frischen Kr\u00e4utertee auf. Die Meymanderinnen sollen f\u00fcr ihre Kr\u00e4uterkenntnisse bekannt sein. Yasers Schwiegermutter sitzt sp\u00e4ter den ganzen Abend vor unserer H\u00f6hle und backt unglaublich leckeres Brot am Feuer. Wir f\u00fchlen uns wirklich in eine andere Zeit versetzt. Trotzdem vermissen wir nichts. \n\n\n \t\t\n\t\t\t\t