{"id":8909,"date":"2016-08-01T10:48:53","date_gmt":"2016-08-01T08:48:53","guid":{"rendered":"http:\/\/www.emmenreiter.de\/?page_id=8909"},"modified":"2018-02-08T08:24:26","modified_gmt":"2018-02-08T06:24:26","slug":"usbekistan-2016-neue-seidenstrasse","status":"publish","type":"page","link":"https:\/\/www.emmenreiter.de\/usbekistan-2016-neue-seidenstrasse\/","title":{"rendered":"Usbekistan: Neue alte Seidenstra\u00dfe"},"content":{"rendered":"
\"Seidenstra\u00dfe:

Zeuge der alten Seidenstra\u00dfe: Kalon-Komplex in Buchara \u00a9 emmenreiter.de<\/p><\/div>\n

Karawanenstadt Chiwa: Oase in Beige<\/h3>\n

Die Nachmittage sind am hei\u00dfesten. Vor allem in Motorradklamotten. Micha und ich sind eben in Chiwa, einer Seidenstra\u00dfenst\u00e4tte am Rande der W\u00fcste, angekommen. Nun sitzen wir grinsend auf der Schaukel im schattigen Innenhof des h\u00fcbschen Gasthauses Qosha Darvoza. Die Motorr\u00e4der stehen neben dem Brunnen in der Hofmitte. Zu wissen, dass wir ein paar Tage hier verweilen werden, f\u00fchlt sich wie eine Belohnung an. Zufrieden streiche ich mir die Haare hinter`s Ohr, die unter`m Helm str\u00e4hnig geworden sind. Mein T-Shirt stinkt und auf der Haut in meinem Nacken mischt sich Schwei\u00df mit W\u00fcstenstaub. Mansur, der junge Hotelbesitzer, begr\u00fc\u00dft uns mit Bier und Cola aus dem K\u00fchlschrank. Jeder Schluck macht unsere tr\u00e4gen K\u00f6rper ein St\u00fcck leichter.
\nChiwa war wie Buchara und Samarkand einst eine prachtvolle Oase f\u00fcr Handel und Herrschaft an den Verzweigungen der ber\u00fchmten Seidenstra\u00dfe. Wir klettern von innen auf das Minarett der geschichtstr\u00e4chtigen Freitagsmoschee. Hier oben weht ein sanfter Wind \u00fcber unsere schwei\u00dffeuchte Haut. Ich gucke in alle Richtungen auf die von einer riesigen Lehmmauer eingefasste Altstadt \u2013 der Itchan-Kala. Das restaurierte und heutzutage eher leblose Ensemble mit seinen sandfarbenen und ziegelverzierten Monumenten ist die perfekte Kulisse zum Tr\u00e4umen. Eben stand ich im Museum vor alten Schwarzwei\u00dffotos und einem Gem\u00e4lde, die Szenen aus dem orientalischen Alltag des einstigen Chiwas zeigten. Auf dem Minarett belebt nun meine Fantasie die Gassen und Innenh\u00f6fe der Medressen mit Koransch\u00fclern, beladenen Eseln und Kamelen, etlichen H\u00e4ndlern und feilschenden K\u00e4ufern. Au\u00dferhalb der Mauer, wo sich heute das moderne Chiwa ausgebreitet hat, endet der Trubel der Seidenstra\u00dfe.
\nHeutzutage legen Bauern und H\u00e4ndler vor dem Osttor der Altstadt ihre Waren in kleinen L\u00e4den, an \u00fcberdachten St\u00e4nden oder auf Decken auf dem Boden aus. Sonntags brummt der Basar von Chiwa und dann wird auch trauriges Kleinvieh verkauft. Micha tr\u00e4gt eine pralle Wassermelone, die ich eben erstanden habe, nachhause ins Gasthaus. Die Hitze ist ab mittags kaum auszuhalten und wir huschen im kurzen Schatten der H\u00e4user schnellstm\u00f6glich in unser k\u00fchles Zimmer zur\u00fcck. Um Mitternacht sitzen wir mit mehreren G\u00e4sten aus Frankreich im abgek\u00fchlten Hof und gucken das EM-Spiel Deutschland gegen Frankreich. Die franz\u00f6sischen M\u00e4dels sind sogar noch am n\u00e4chsten Abend in Feierlaune. Bei einem gemeinsamen Besuch in Chiwas einzigem und leeren Nachtclub rauben sie unserem freundlichen Hotelbesitzer Mansur den Schlaf.<\/p>\n

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