{"id":9196,"date":"2016-08-26T20:15:42","date_gmt":"2016-08-26T18:15:42","guid":{"rendered":"http:\/\/www.emmenreiter.de\/?page_id=9196"},"modified":"2018-02-08T08:21:53","modified_gmt":"2018-02-08T06:21:53","slug":"kirgistan-berge-jurten-seen-reiter","status":"publish","type":"page","link":"https:\/\/www.emmenreiter.de\/kirgistan-berge-jurten-seen-reiter\/","title":{"rendered":"Kirgistans Berge: Jurten, Seen und wilde Reiter"},"content":{"rendered":"
\"Kirgistan:

Besuch vor unserem Zelt: Kirgise auf dem Djailoo Sarala-Saz \u00a9 emmenreiter.de<\/p><\/div>\n

Frei. Sorglos. Gl\u00fccklich.<\/h3>\n

Wie soll ich sonst das Gef\u00fchl beschreiben, das uns beide regelrecht durchflutet, als wir oben auf dem fast 3000 Meter hohen Djailoo, einer Bergweide der kirgisischen Nomaden, von den Motorr\u00e4dern absteigen und still ins weite Tal zur\u00fcckblicken. \u201eGenau hier lass uns \u00fcbernachten!\u201c, schlage ich vor. Ich genie\u00dfe meine gute Laune und aufgeregt wie Kinder suchen wir auf dem Grasland den allerbesten Platz f\u00fcrs Zelt aus. Micha verzurrt wie immer noch die letzten Schn\u00fcre. Weiter weg an den Bergen haben sich in der Zwischenzeit dunkle Nachmittagswolken f\u00fcr ein Gewitter zusammengerottet. Das Donnern hallt her\u00fcber und \u00fcbert\u00f6nt das Bl\u00f6ken der langsam vorbeiziehenden Schafherde. Der w\u00e4rmende Sonnenschein ist urpl\u00f6tzlich verschwunden und Wind bl\u00e4st von Nordost. Wir zittern sofort vor K\u00e4lte und krabbeln durch die flatternde \u00d6ffnung in unsere sch\u00fctzende Globetrotter-Jurte. Von hier aus gucken wir raus auf das raue Bergwetter, das sich mal wieder im Handumdrehen ge\u00e4ndert hat. Schnell noch die Daunenschlafs\u00e4cke heraus kramen und sitzend darin einmummeln. Dieses pure Gef\u00fchl der Geborgenheit in der Weite von Kirgistan kommt auf die Liste der besten Momente dieser Reise.
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Arslanbob: Bauerndorf mit deutschen Kartoffeln<\/h3>\n

Bevor wir Momente wie auf dem Djailoo genie\u00dfen werden, machen wir noch Abstecher in die felsigen Berge im Westen des Tian-Shan-Gebirges. Nach den beiden Werkstattwochen in Osch sind wir erleichtert und happy, dass unser Emmenreiter-Abenteuer weitergehen kann. Einen Monat lang haben wir nun Zeit, Kirgistan kennenzulernen \u2013 ein Land, das zu 94 Prozent aus Gebirge mit weiten Steppen, Hochweiden und klaren Seen besteht.
\nIch bin etwas angespannt auf den ersten Kilometern seit Osch und muss w\u00e4hrend der Fahrt \u00f6fter an meinen Sturz vor zwei Wochen denken. Ich zweifel jetzt an mir selbst und bekomme schlechte Laune davon. \u201eUnd?\u201c will Micha an der Tankstelle wissen. \u201eWie f\u00e4hrt sich deine ’neue‘ Emme?\u201c \u201eGanz gut, aber irgendwie zieht sie beim Fahren nach rechts.\u201c Wir tauschen probeweise die Motorr\u00e4der. Die schmale Asphaltstra\u00dfe nach Arslanbob hat etliche Bodenwellen und mein K\u00f6rper sch\u00fcttet jedes Mal Adrenalin aus, wenn ich eine h\u00e4rtere davon erwische. \u201eIst doch die perfekte Strecke, um dein Trauma zu \u00fcberwinden,\u201c redet mir Micha gut zu.
\n<\/span>In Arslanbob leben fast ausschlie\u00dflich usbekisch-st\u00e4mmige Bauernfamilien. Sie sind konservativer und gl\u00e4ubiger als die Menschen in anderen Regionen Kirgistans. Freitagnachmittag, nach dem Besuch der Moschee, sitzen allerdings auch die Herren aus Arslanbob auf ein (oder ein paar mehr) Gl\u00e4schen Wodka in der Dorfmitte zusammen. Unz\u00e4hlige kleine H\u00e4user mit einseitig offenen Giebeln verstecken sich weit verstreut in den bewachsenen H\u00fcgeln des Dorfes. \u00dcberall im Ort sprudelt eiskaltes Quellwasser aus Rohren, durch Rinnen und kleine B\u00e4che. Kinder spielen auf den steilen, staubigen Schotterwegen und gr\u00fc\u00dfen jeden Touristen, der ab und zu an ihnen vorbeischlendert. Im Winter liegt hier alles still. Im Sommer dagegen werden die Felder beackert, Heu geerntet, Milchprodukte hergestellt, Obst getrocknet oder eingeweckt. \u201eMit Hilfe aus Deutschland versuchen unsere Bauern gerade, bessere Kartoffelsorten zu etablieren,\u201c erz\u00e4hlt unser Guide, mit dem wir einen Tag lang durch die Gegend und die schattigen Walnussw\u00e4lder laufen, die Arslanbob bekannt gemacht haben. Es sind immerhin die gr\u00f6\u00dften Walnussw\u00e4lder der Welt, die im September von den Dorfbewohnern einen Monat bev\u00f6lkert werden, um die N\u00fcsse zu ernten.
\nNach vier Tagen in dieser sommerlichen Idylle wechseln wir ins kleine Dorf Arkit in der N\u00e4he des Bergsees Sary-Tschelek. Auf der glatten Schotterpiste dorthin kehrt bei mir der Spa\u00df am Emmenreiten zur\u00fcck. Noch eine kleine Flussdurchfahrt und wir sind am Gasthaus \u201eEverest\u201c angekommen. Niemand ist zu sehen, als wir an die offenstehende Haust\u00fcr klopfen. Die junge Dinara, die sich ums Gasthaus k\u00fcmmert, macht mit ihren kleinen S\u00f6hnen gerade ein Nickerchen im Garten. Wir k\u00f6nnen bald in unser Zimmer einziehen und kosten sp\u00e4ter von den warmen Broten, die Dinara drau\u00dfen backt. Sie befeuert daf\u00fcr einen Lehmofen mit Holz. Sobald die Glut die Innenw\u00e4nde des Ofens erhitzt hat, klatscht sie die geformten Brotteige daran fest. Auf den D\u00f6rfern wird das Essen oft an Feuerstellen au\u00dferhalb des Hauses zubereitet.
\nW\u00e4hrend wir Abendessen, bedauern wir eines der Fettschwanzschafe, das sich total im Strick verheddert hat, mit dem es am Apfelbaum angebunden ist. Die Sonne geht unter und die Rinder kommen nach und nach am Gasthaus entlang ins Dorf zur\u00fcckspaziert. Am n\u00e4chsten Morgen fahren wir zusammen auf Michas Emme hinauf zum See auf etwa 1.870 Metern. Es ist warm in der Sonne und Micha taucht ins glasklare Wasser des Sary-Tscheleks ein.<\/p>\n\n\n\n \t\t\n\t\t\t\t