{"id":9856,"date":"2016-10-19T17:59:57","date_gmt":"2016-10-19T15:59:57","guid":{"rendered":"http:\/\/www.emmenreiter.de\/?page_id=9856"},"modified":"2021-10-18T16:04:20","modified_gmt":"2021-10-18T14:04:20","slug":"nordpakistan-hunza-2016","status":"publish","type":"page","link":"https:\/\/www.emmenreiter.de\/nordpakistan-hunza-2016\/","title":{"rendered":"Nordpakistan: Happy in Hunza"},"content":{"rendered":"
\"Nordpakistan:

Morgens in Passu \u00a9 emmenreiter.de<\/p><\/div>\n

Touristen entf\u00fchrt<\/h3>\n

Nachrichten wie diese kleben an Pakistan. Leider. Dabei ist eine abenteuerliche Schotterpiste am Abgrund der Berge des Shimshal-Tals das Einzige, das uns entf\u00fchrt hat. Und zwar in stille D\u00f6rfer, die noch bis 2003 vom Rest des Landes nahezu abgeschottet waren. Der Weg nach Shimshal ist gerade mal so breit wie der alte Jeep, der uns dorthin mitgenommen hat. Auf der dreist\u00fcndigen Fahrt habe ich mehrmals zu Micha gesagt, wie froh ich bin, dass ich gerade nicht auf der Emme sitze.<\/p>\n

„We had no idea!“<\/h3>\n

7. September 2016. Wir stehen neben dem pakistanischen Grenzstein auf dem Khunjerab-Pass und ich krame das kleine GPS-Ger\u00e4t aus dem Tankrucksack: 4.719 Meter \u00fcber dem Meer. Unsere betagten MZ-Motorr\u00e4der haben`s immer noch drauf. Daf\u00fcr verkrampft sich gerade mein Bauch, wahrscheinlich von der d\u00fcnnen H\u00f6henluft. Micha strahlt \u00fcbers ganze Gesicht und ist umringt von einer genauso gut gelaunten Truppe hipper Jungs aus Lahore, die zum ersten Mal am Pass sind. Ein facebook-Selfie jagt das n\u00e4chste. Seit die Chinesen vor f\u00fcnf Jahren den Karakorumhighway auf pakistanischer Seite erneuert haben, kommen immer mehr einheimische Touristen in die n\u00f6rdlichen Berge \u201eWe had no idea, how peaceful and beautiful this part of our country is!\u201c sagen sie dann. Genau wie die Ausl\u00e4nder, die Teile Pakistans trotz schlechter Nachrichten aus den Krisenregionen bereisen.
\n\u201eIch brauch Sauerstoff. Lass uns nach unten fahren\u201c, bitte ich Micha. Bei unserer Reise im Jahr 2008<\/a> mussten wir die Emmen \u00fcber groben Untergrund talw\u00e4rts man\u00f6vrieren. Heute rollen wir auf der linken Fahrspur einer glatten Stra\u00dfe Kurve f\u00fcr Kurve am kristallgrauen Indus entlang nach Hunza.
\nMir wird schwindelig, als ich beim Fahren kurz nach oben gucke zu den nahen, gewaltigen Spitzen der drei h\u00f6chsten Gebirge der Erde, durch die sich der Karakorumhighway schl\u00e4ngelt. Hier komme ich mir wirklich vor wie eine Ameise. Felsbrocken und massige Ger\u00f6lllawinen haben den neuen Asphalt an vielen Stellen schon wieder verschlungen oder tiefe Narben auf ihm hinterlassen. Die Leitplanken sind kilometerlang zerst\u00f6rt \u2013 zerquetscht wie Aluminiumpapier. Kein Stra\u00dfenbautrupp der Welt kann die Natur im Norden Pakistans dauerhaft bezwingen, so scheint es.
\nMit jedem Kilometer, den wir uns dem Hunzatal n\u00e4hern, f\u00fchle ich mich wohler. Es ist sch\u00f6n, wieder hier zu sein. Im ersten Dorf Sost stempelt ein freundlicher Mann, gekleidet im Shalwar-Kamiz, unsere Visa und ein anderer die Zollpapiere f\u00fcr die Motorr\u00e4der ab. Ein Visum f\u00fcr Pakistan zu bekommen sei in letzter Zeit viel schwieriger geworden, h\u00f6ren wir immer wieder. Auch wir sollten der pakistanischen Botschaft in Berlin schon Monate vorher eigentlich eine vollst\u00e4ndige Route mit gebuchten Unterk\u00fcnften vorlegen. Das macht bei einer Reise auf dem Landweg \u00fcberhaupt keinen Sinn. Der Botschafter hat das gl\u00fccklicherweise akzeptiert.<\/p>\n

Aufwachen in Passu<\/h3>\n

Lecker. Goldbrauner Milchtee vers\u00fc\u00dft uns den ersten Abend in Pakistan. Wir sitzen im kleinen Glacier Breeze Restaurant in Passu und erinnern uns an unsere allererste Reise nach Hunza<\/a>. Der Tee, die Ger\u00fcche, das schummerige Licht der Gaslampe, wenn der Strom mal wieder ausgefallen ist \u2013 alles noch genau so. Als wir auf der kleinen Rasenfl\u00e4che hinter dem Restaurant in unser Zelt krabbeln, blinzeln die wei\u00dfen Sterne vom schwarzen Himmel. Wir freuen uns schon jetzt auf den kommenden Morgen.
\n„Guck Dir das an, Suse!“ Micha steht drau\u00dfen vor dem Zelt und freut sich \u00fcber die Berge und den knallblauen Himmel. Nach einem Omelette mit Chapati zum Fr\u00fchst\u00fcck laufen wir gem\u00fctlich los zum Passu-Gletscher, den man von hier aus schon sehen kann. Das ist wirklich ein Katzensprung. Der teils feinsandige Trampelpfad hat zun\u00e4chst fast keine Steigung. Bunte V\u00f6gel fliegen aufgeregt an uns vorbei. Um dem Gletscher richtig nahe zu kommen, m\u00fcssen wir \u00fcber eine Steinmor\u00e4ne kraxeln. Nicht weit. Bald sitzen wir direkt vor der Riesenmasse an Eis, die sich fast bis ins Dorf schiebt. Der Passu-Gletscher soll einer der sch\u00f6nsten Gletscher der Welt sein. Auf jeden Fall war das einer der sch\u00f6nsten Vormittage unserer Reise.
\nWir bauen in Ruhe unser Zelt ab und es geht zur\u00fcck auf die Stra\u00dfe durchs Hunzatal. Die Landschaft zwischen Gulmit und Karimabad hat sich durch den gewaltigen Erdrutsch im Jahre 2010 ver\u00e4ndert. Die Naturkatastrophe hat Stra\u00dfen und D\u00f6rfer zerst\u00f6rt, aber auch einen wundersch\u00f6nen See hervorgebracht, der in T\u00fcrkis strahlt. 20 Kilometer des Karakorumhighways, die wir vor acht Jahren noch befahren haben, sind sozusagen unter dem Attabad-See begraben. Seit kurzem f\u00fchrt ein neuer Stra\u00dfenabschnitt mit f\u00fcnf engen, d\u00fcsteren Tunneln um den See herum. Wir m\u00fcssen also keine abenteuerliche Bootsfahrt mit den Emmen machen, was l\u00e4ngere Zeit lang die einzige M\u00f6glichkeit war, um an dieser Stelle weiter zu kommen.
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